MITTELALTERLICHER MISSALE-KASTEN

Spätgotische Lederschnittschatulle

OBJEKT

Dokumentenschatulle im Lederschnitt-Dekor.

ENTSTEHUNG

Frankreich oder Deutschland, um 1550

MATERIAL

Lederbezogenes Nadelholz mit eisernem Schloss

BESCHREIBUNG

Seltene Lederschnitt-Schatulle. Spätgotischer Deckelkasten aus Weichholz mit verziertem Lederbezug in seltener Schnitttechnik, Eisenbeschlägen mit zwei Scharnieren, tordiertem Tragegriff und eisener Schließe mit Eisenschloss. Innenausstattung in Leinen.

Vorliegend ein seltener und wohl erhaltener „Missalekasten“ in Form eines lederbezogenen Holzkastens mit reichem Eisenbeschlag und an allen sechs Seiten des Lederbezuges, das mit der besonderen Technik des sogenannten „Lederschnittes“ geziert ist. In horizontalen Bahnen sind wolkenähnliche florale Elemente auf den Deckel geschnitten, die in rechtem Winkel zu den breiten Beschlägen angeordnet sind. Mit vereinzelten Querschraffuren und kleinen Punktlockstanzen wurden die akanthusähnlichen Blattdarstellungen plastisch gehöht. Der Deckelrand ist mit vertikalen Linien und teils mit Querschraffuren geziert, auf dem Schatullen-Korpus folgen weitere hübsche Muster mit Rauten und Wellenblumen.

Adaptiert wurde die Technik des Lederschnitts meist von den Buchbindern, wenn diese nicht selbst auch für die Herstellung der vorliegenden Schatulle verantwortlich waren. Die Bearbeitung ist hier dermaßen exakt, dass es sich gut und gerne auch um einen Buchbinder handelt könnte. er Lederschnitt gehört zu den mit Abstand aufwendigsten Techniken der mittelalterlichen bis frühneuzeitlichen Lederbearbeitung, auch waren die so bearbeiteten Objekte, Einbände, Truhen, Kassetten, Schwertscheiden etc. oft auch fragiler, so dass nur noch wenige hiervon erhalten sind. Die Figuren, Ornamente und Verzierungen wurden mit einem scharfen Messer entweder mit Kreisellinien oder Geraden in das weiche, vorher erwärmte und angefeuchtete Leder geschnitten, dann wurden die Schnittkanten von der Fleischseite aus profiliert, also herausgedrückt, so dass die Schnittkanten leicht klafften und das Muster sichtbar wurde, bevor das Leder dann auf ein Holzstück (eine Kassette, einen Einbanddeckel) gezogen wurde. Fünf genietete Eisenbänder, welche auf der Rückseite mit Scharnieren versehen sind, umfassen die Schatulle, auf deren Deckel ein Tragegriff aus tordiertem Eisen an zwei Muffenbeschlägen angebracht ist. Die Vorderseite mit einem großem Schlossbeschlag und typisch gotischem Fallriegel. Schlossriegelmechanismus vorhanden, Schlüssel verloren. Innen mit alten Leinen ausgelegt.

ABMESSUNGEN

Höhe: 13,5 cm
Breite: 30,5 cm
Tiefe: 23 cm

ZUSTAND

Insgesamt noch gute Erhaltung mit stärkeren Gebrauchsspuren. Alt restauriert. Lederbezug mit Fehlstellen an Kanten und Ecken. An den Seiten etliche kleine inaktive Wurmlöcher. Ehemals quer verlaufende Eisenbänder nur fragmentarisch vorhanden. Siehe Bilder.

PROVENIENZ

Süddeutsche Privatsammlung

KULTURGUT SICHER ERWERBEN

Hiermit wird die einwandfreie Herkunft des vorliegenden Objektes bestätigt. Dieses ist zum Zeitpunkt des Verkaufs frei von Rechten Dritter und wurde mit der Lost-Art-Datenbank abgeglichen.

Preis
3.600 €
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Katrin Hofmann
Artikelnummer
N965
Außergewöhnliche Dokumentenschatulle

Frankreich oder Deutschland, um 1550

Lederbezogenes Nadelholz mit eisernem Schloss

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Katrin Hofmann
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Highlight

Mittelalterliche Bibelhandschrift

Biblia Sacra, Paris, um 1250

Reich illuminierte Handschrift auf Jungfernpergament. Diese Handschrift gehört zu den sogenannten „Perlbibeln“, den kleinsten Vollbibeln überhaupt. Dieser Handschriftentyp wurde im frühen 13. Jahrhundert im Umkreis der Pariser Universität entwickelt, um den neuen Bedürfnissen der sich zu dieser Zeit herausbildenden Metropolen zu entsprechen. Insbesondere die gewachsenen Anforderungen an Mobilität ließen die bis dahin in den Abmessungen eher voluminösen Bibeln auf ein Kleinstformat reduzieren. Sie passte somit unter die Kutten der Mönche, die das Wort Gottes in den Metropolen verbreiteten. Daher wird dieser Bibeltypus auch „Taschenbibel“ genannt.

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