PRUNKVOLLES BAROCKES KIRCHENSILBER AUS DER DIÖZESE ORVIETO

Silberne Reliquientafel Kardinal Gamberini

OBJEKT

Große silberbeschlagene Reliquientafel mit dem Wappen des Kardinals Anton Domenico Gamberini  (1760-1841)

ENTSTEHUNG

Rom, Santa Prassede oder auch Emilia Romagna, Diözese Orvieto, zwischen 1828 und 1833

AUFTRAGGEBER

Anton Domenico Gamberini  (1760-1841), Bischof von Orvieto, ab 1828 Kurienkardinal der römisch-katholischen Kirche.

MATERIAL

Silberbeschlagener Holzkorpus, Glas und Wachs
Silberblech gedrückt, getrieben, ziseliert, teilweise vergoldet
Silber säuregeprüft

BESCHREIBUNG

Überaus prunkvoller und in hoher Qualität geschaffener barocker Reliquienschrein (auch Reliquiar, Reliquientafel oder Reliquienpyramide). Mit prachtvoll verzierten Silberblech beschlagener, aus zwei Teilen bestehender, zusammengeschraubter Holzkorpus in Form einer Pyramide. Schauseitig die überaus prachtvoll gefertigte Silberblechplatte, in der sich Stilelemente von Renaissance und Barock finden lassen. Ränder und Fenster sind mit prachtvollen barocken Rocaillen versehen, in den Flächen kartuschenähnliche Bandwerkverzierungen, wie sie in der Renaissance üblich waren. Oben bekrönen drei vergoldete Putten und zwei Fruchtkörbe die Pyramide. In diese eingelassen die zwölf Fenster, in denen sich die Reliquien befinden. Die Fenster sind eingefasst von vergoldeten Rocaille-Rahmen und mit facettierten Glas versehen.

In den 12 Fenstern der Pyramide befinden sich 12 Reliquienkapseln welche auf der Rückseite jeweils mit einem roten Siegel versiegelt sind. Die Siegel tragen das Wappen von Kardinal Anton Domenico Gamberini.

Insgesamt sind Reliquien erster Klasse von 14 Heiligen zu finden, wie zum Beispiel: Heiliger Franziskus von Assisi, Heilige Klara von Assisi, Heilige Helena (Mutter von Kaiser Konstantin), Heilige Dorothea, Heilige Juliana Falconieri, die Heilige Silvia u.a., welche in italienischer Sprache bezeichnet sind.

Als Reliquien erster Klasse gelten alle Körperteile von Heiligen, insbesondere Knochen oder auch Blut. Bei Heiligen, deren Körper verbrannt wurden, gilt die Asche als solche.

Zunächst waren wir der irrigen Auffassung, dass es sich hierbei um das Wappen des Kardinals Nikolaus von Kues sowie der Diözese Trier handelt. Das dem hier vorliegenden weitgehend gleichende Wappen des Cusanus findet man heute zum Beispiel auf der steinernen Kanzel in der Basilika St. Wendelin in St. Wendel, was eine Entstehung dieses Reliquiars im Raum St. Wendel / Bernkastel-Kues vermuten ließ, da dessen Siegel bis ins 18. Jahrhundert hinein von den ansässigen Würdenträgern im Bistum Trier noch verwendet wurde. Dank den qualifizierten Hinweisen von Dr. Marco Broesch (St. Nikolaus-Hospital/ Cusanusstift) sind die Wappen in der Pyramide nicht Cusanus, sondern dem Kardinal Anton Domenico Gamberini zuzuschreiben und diese somit in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts zu datieren. Wir danken ferner Herrn Lars Hackenberg für seine freundliche Unterstützung.

Antonio Domenico Gamberini war ein italienischer Geistlicher, Bischof von Orvieto und später Kurienkardinal der römisch-katholischen Kirche. Papst Pius VII. ernannte Gamberini 1818 zum Referenten an der Apostolischen Signatur und verlieh ihm den Titel eines Päpstlichen Hausprälaten. 1823 wurde er Sekretär der Kleruskongregation. Papst Leo XII. ernannte ihn nach seiner Wahl zum Kanonikus der Vatikanbasilika und im Dezember 1825 zum Bischof von Orvieto. Im Konsistorium vom 15. Dezember 1828 nahm ihn der Papst als Kardinalpriester von Santa Prassede ins Kardinalskollegium auf. Im nächsten Jahr nahm er am Konklave 1829 teil und nach dem Tod Pius’ VIII. auch am Konklave 1830–1831. 1833 legte Kardinal Gamberini die Leitung des Bistums Orvieto nieder und wurde von Gregor XVI. zum Staatssekretär für innerkirchliche Angelegenheiten ernannt. 1839 wurde Gamberini in die Reihe der Kardinalbischöfe aufgenommen und erhielt das suburbikarische Bistum Sabina. 1840 legte er sein Amt aus gesundheitlichen Gründen nieder und starb im folgenden Jahr im Alter von 80 Jahren. Er wurde in seiner früheren Titelkirche Santa Prassede beigesetzt. (Quelle: Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 52: Gambacorta–Gelasio II. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 1999).

Dieser Schrein stellt ein bedeutsames sakrales Kunstobjekt dar, welches seinesgleichen sucht. Derart prunkvolle Arbeiten finden wir in vergrößerter Form im Kaiserschatz in der Kapuzinerkirche in Wien, der Kaisergruft der Habsburger und natürlich in zahlreichen italienischen Kirchen und Museen.

ABMESSUNGEN

Höhe: 50 cm
Breite: 21 cm
Tiefe: 7 cm.
Gewicht:  795 g

ZUSTAND

Sehr guter Zustand mit nur geringen Alters- und Gebrauchsspuren. Schauseite im tadellosen Zustand. Die Siegel auf der Rückseite mit Randausbrüchen.

REFERENZ

Literatur: Giuseppe Monsagrati: Gamberini, Anton Domenico. In: Mario Caravale (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 52: Gambacorta–Gelasio II. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 1999; Walter Hauth, Trier und Nikolaus von Kues. Trier 1990; Heiner Martini, Der Krebs in der Reuse. Nikolaus von Kues. Trier 1986.

PROVENIENZ

Fränkische Privatsammlung.

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Preis
5.400 €
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Katrin Hofmann
Artikelnummer
S868
Prunkvoller Reliquienschrein mit Siegeln von Kardinal Anton Domenico Gamberini  (1760-1841)

Antonio Domenico Gamberini war ein italienischer Geistlicher, Bischof von Orvieto und später Kurienkardinal der römisch-katholischen Kirche. Papst Pius VII. ernannte Gamberini 1818 zum Referenten an der Apostolischen Signatur und verlieh ihm den Titel eines Päpstlichen Hausprälaten. 1823 wurde er Sekretär der Kleruskongregation. Papst Leo XII. ernannte ihn nach seiner Wahl zum Kanonikus der Vatikanbasilika und im Dezember 1825 zum Bischof von Orvieto. Im Konsistorium vom 15. Dezember 1828 nahm ihn der Papst als Kardinalpriester von Santa Prassede ins Kardinalskollegium auf. Im nächsten Jahr nahm er am Konklave 1829 teil und nach dem Tod Pius’ VIII. auch am Konklave 1830–1831. 1833 legte Kardinal Gamberini die Leitung des Bistums Orvieto nieder und wurde von Gregor XVI. zum Staatssekretär für innerkirchliche Angelegenheiten ernannt. 1839 wurde Gamberini in die Reihe der Kardinalbischöfe aufgenommen und erhielt das suburbikarische Bistum Sabina. 1840 legte er sein Amt aus gesundheitlichen Gründen nieder und starb im folgenden Jahr im Alter von 80 Jahren. Er wurde in seiner früheren Titelkirche Santa Prassede beigesetzt.

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Katrin Hofmann
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Highlight

Mittelalterliche Bibelhandschrift

Biblia Sacra, Paris, um 1250

Reich illuminierte Handschrift auf Jungfernpergament. Diese Handschrift gehört zu den sogenannten „Perlbibeln“, den kleinsten Vollbibeln überhaupt. Dieser Handschriftentyp wurde im frühen 13. Jahrhundert im Umkreis der Pariser Universität entwickelt, um den neuen Bedürfnissen der sich zu dieser Zeit herausbildenden Metropolen zu entsprechen. Insbesondere die gewachsenen Anforderungen an Mobilität ließen die bis dahin in den Abmessungen eher voluminösen Bibeln auf ein Kleinstformat reduzieren. Sie passte somit unter die Kutten der Mönche, die das Wort Gottes in den Metropolen verbreiteten. Daher wird dieser Bibeltypus auch „Taschenbibel“ genannt.

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