Provinzialrömisches Weihrelief mit Darstellung des Mercurius, des Gottes der Kaufleute und Diebe
Martberg bzw. Vicus Cardena (Karden), Germania inferior (Niedergermanien), 2./3. Jahrhundert
Überarbeitung wohl im späten 15. Jahrhundert
Kalkstein
Rechteckiges, wohl gallo-römisches Weihrelief aus Kalkstein mit der Darstellung des Gottes Merkur. In nischenförmiger Vertiefung die Figur des Merkur mit Flügelschuhen, einen prallen Geldsack in der Rechten und einen langen Botenstab (Caduceus) in der Linken haltend. Er trägt einen Kapuzenmantel (cucullus), dessen Kapuze sein Haupt bedeckt.
Äußerst reizvolle Darstellung des Mercurius, die von den klassisch römischen Merkurdarstellungen in einigen Details abweicht. So trägt er keinen Flügelhut, sondern die Kapuze sienes cucullus auf dem Kopf. Auch sind Caduceus und Cucullus ungewöhnlich lang dargestellt. So wirkt Mercurius in dieser Darstellung fast wie ein gotischer Mönch.
Die von der Qualität und Machart her römisch-provinzielle Darstellung wurde möglicherweise bereits nach der Christianisierung (Aufgabe des Tempelbezirkes Martberg um 400 und Verlagerung in das neugegründete Cardena), vielleicht aber auch im 13./14. Jhd. oder aber erst nach dem Auffinden des Steins um 1900 „modern“ überarbeitet und „gotisiert“. Der Mantel wurde hierbei mit zusätzlichen Falten versehen. Die ursprüngliche antik-römische Struktur ist jedoch noch sehr gut zu erkennen. Unterhalb der Darstellung die auf dem unteren Rahmen die Versalien „MERCVR(IUS)“.
Merkur wurde im römischen Reich als Gott der Kaufleute und Diebe verehrt und mit dem Handel nach Westen und Norden verbreitet. In den germanischen und keltischen Provinzen war die Verehrung von Merkur hierbei stärker als in Rom selbst. Dies belegen etliche Funde, bei denen es sich zumeist um Inschriften auf Weihesteinen oder Tafeln aus Bronze handelt. Die Darstellung auf diesen Steinen, die in den germanischen Rheinprovinzen gefunden wurden, ist in Form und dem Ausdruck her römisch, die Namensschreibungen sind jedoch oft germanischer oder keltischer Herkunft. In vorliegendem Relief wird Mercurius als „MERCUR“ bezeichnet. Aufgrund dieser Tatsache und der modifizierten Darstellung selbst, gehen wir davon aus, dass dieses Weihrelief unter keltischen bzw. germanischen Einflüssen entstand.
Das Relief wurde um 1900 in der Moselgemeinde Karden beim Umbau eines Weinkellers geborgen und befand sich seither in privatem Familienbesitz. Karden wurde im 4. Jahrhundert vom heiligen Castor begründet. Vorher befand sich an dieser Stelle jedoch ein römischer Vicus namens Cardena. Das Relief könnte also von dort stammen. Allerdings befand sich auf dem Martberg (über Karden) das oben erwähnte treverische Heiligtum. Der Stein könnte ursprünglich auch von dort stammen und möglicherweise nach Aufgabe der Tempelanlage (um 400) nach Cardena verbracht worden sein.
Der Stein wurde 2015 am Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz gereinigt, wo auch ein Abguss hergestellt wurde (Datenblatt WB_2015_0227).
Breite: 35 cm; Höhe: 51 cm; Tiefe: 13 cm
Gewicht: 40 kg
Guter Zustand mit Alters- und Gebrauchsspuren. Leicht berieben und verwittert und mit geringfügigen Abplatzungen, jedoch für das betagte Alter von rund 1.700 Jahren im passablen Zustand und sehr dekorativ.
Aus altem moselländischen Familienbesitz. Um 1900 in Karden beim Umbau eines Weinkellers ans Licht gekommen und seither im Besitz der Weinbaufamilie. 2020 von uns erworben.
Germania inferior („Niedergermanien“) war eine römische Provinz. Sie umfasste die westlich des Rheins gelegenen Teile der heutigen Niederlande und Deutschlands sowie Teile von Belgien. Seit Augustus war dieses Gebiet lediglich ein Heeresbezirk, der verwaltungstechnisch zu Gallien gehörte. Die Provinz wurde erst unter Domitian um 85 n. Chr. eingerichtet. Ihre Hauptstadt und Sitz der Statthalter von Niedergermanien war die Colonia Claudia Ara Agrippinensium, das heutige Köln. Im Zuge einer spätantiken Verwaltungsreform erfolgte dann die Einrichtung der Germania secunda.
Zu ersten Begegnungen zwischen römischen Truppen und gallischen beziehungsweise germanischen Stämmen im Gebiet der späteren Provinz kam es um 50 v. Chr. während des Gallienfeldzuges von Gaius Iulius Caesar. Eine dauernde römische Militärpräsenz begann mit den Feldzügen des Drusus ab 12 v. Chr. Zu Beginn des Vierkaiserjahrs 69 wurde Vitellius, der Oberkommandieren des Heeres in Niedergermanien, von der in Bonn stationierten Legion zum Kaiser ausgerufen. In der Folge zog er mit den ihm zur Verfügung stehenden Streitkräften nach Italien. Unter der Führung des Iulius Civilis kam es im Jahr 69 zum Aufstand der Bataver. Dabei wurde unter anderem das Legionslager Vetera in der Nähe des heutigen Xantens vernichtet. Die offizielle Einrichtung der Provinz erfolgte schließlich unter Kaiser Domitian.
Seit dem späten ersten Jahrhundert erlebte die Provinz einen gigantischen Aufschwung. Kaiser Trajan hat sich nach seiner Thronerhebung im Spätherbst und Winter 97/98 einige Monate in Köln aufgehalten. Bis in die Zeit um 230 herrschte an der Rheingrenze weitgehend Friede. Nach einem Einfall feindlicher Franken gelang es den am Rhein stationierten römischen Truppen, die Eindringlinge auf dem Rückweg zu besiegen und ihnen ihre Beute abzunehmen. Postumus gestattete den Soldaten, die Beute zu behalten und wurde 260 zum Kaiser des Gallischen Sonderreiches ausgerufen. Köln wurde zunächst Hauptstadt des Imperium Galliarum, vor dem Ende des Sonderreiches übernahm jedoch Trier diese Funktion. Im Zuge der unter Kaiser Diokletian begonnenen spätantiken Verwaltungsreformen wurde die Provinz in Germania secunda umbenannt.
Werner Eck, Die Statthalter der germanischen Provinzen vom 1.–3. Jahrhundert. Rheinland-Verlag, Köln 1985; Gustav Schoenaich: Die Libelli und ihre Bedeutung für die Christenverfolgung des Kaisers Decius. Breslau 1910; Joseph Klein: Der Martberg bei Pommern an der Mosel und seine Kultstätte. In: Bonner Jahrbücher 101, 1897, S. 62–116.
Hiermit wird die einwandfreie Herkunft dieses Reliefs bestätigt. Dieses ist zum Zeitpunkt des Verkaufs frei von Rechten Dritter und wurde mit der Lost-Art-Datenbank abgeglichen.
Cardena (Karden), Niedergermanien
2./3. Jhd. und 15. Jhd.
Kalkstein
Reich illuminierte Handschrift auf Jungfernpergament. Diese Handschrift gehört zu den sogenannten „Perlbibeln“, den kleinsten Vollbibeln überhaupt. Dieser Handschriftentyp wurde im frühen 13. Jahrhundert im Umkreis der Pariser Universität entwickelt, um den neuen Bedürfnissen der sich zu dieser Zeit herausbildenden Metropolen zu entsprechen. Insbesondere die gewachsenen Anforderungen an Mobilität ließen die bis dahin in den Abmessungen eher voluminösen Bibeln auf ein Kleinstformat reduzieren. Sie passte somit unter die Kutten der Mönche, die das Wort Gottes in den Metropolen verbreiteten. Daher wird dieser Bibeltypus auch „Taschenbibel“ genannt.
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