Außergewöhnliche Hochzeitskassette der Familien Corold und Degenkolb.
Sachsen oder Thüringen, datiert 1676
Eisen, geschmiedet, beschlagen, genietet und polychrom bemalt.
Schlossplatte aus fein graviertem Stahl.
Barocke, polychrom bemalte Eisenkassette mit außergewöhnlich prachtvoll gravierter Schlossabdeckung. Rechteckiger Korpus auf durchbrochenen Gestell mit geschwungener Zarge. Korpus durchgehend mit genieteten Eisenbändern und polychromer Blatt- und Blumenmalerei verziert. Vorderseite mit falschem Blendschloss mit verziertem Schlossbeschlag sowie beschriftet und datiert „A(nn)o 1676 den 6. Nove(mber)„. Der Mittelteil des Deckels mit verborgenem Schlüsselloch und fragmentarisch erhaltenen Figurenszenen, sonst mit polychromer Blumenmalerei. Seitlich jeweils eine Handhabe zum Tragen. Deckel auf drei Scharnieren gelagert. Rechts an der Innenseite ein klappbarer Deckelhalter. Innen mit roter Mennige gefasst. Der intakte Schlossmechanismus mit fünf beweglichen Riegeln und zwei Dornen. Die prachtvolle Schlossabdeckung in Form einer reich gravierten stählernen Platte, umrandet von einem ornamentierten Messingrahmen. Seitlich jeweils eine feingravierte, blumenumrankte Säule. Über und unter diesen die Darstellungen der Allegorien von Gottesfurcht, Zucht, Tugend und Ehre. Dazwischen der folgende in deutscher Sprache gravierte Text:
„Coroldisches Erfreuen
Degenkolbisches Bedeyen.
Der Höchste Seegne Diß, Waß ihr bereits Vollzogen
Die Sternen sehen Hell – Der Himmel bleib gewogen.
Und Knipffe selbsten fest, den Wolgetroffnen Bundt,
Er habe Gottesfurcht, Zucht, Tugend, Ehr zum Grundt.
Hierauff nehmt Gunst, geneigt von Trewen Vatters Händen
Diß kleine Heyrath Bütt, Gott wolle zu euch wenden
Sein Segen Reiche Gnad, Diß wenig Er Vermehr
Daß Solches Schätzlein sich in großen Schatz verkehr
Ich Vatter, will in deß, Den höchsten Vatter Bitten,
Daß er sein Ewigs Wohl, woll über Euch außschütten
Damit die Lieb in euch von Hassen Bleibe frey,
Und ein Seele nur in Beeden Leibern sey.“
Hierbei handelt es sich zweifelsfrei um eine Stiftung als Hochzeitsgeschenk in Form einer mit einem Startguthaben gefüllten Mitgift-Schatulle eines Vaters für ein junges Brautpaar der Familien Corold und Degenkolb. Über beide Familien sind etliche Stammbäume bekannt, welche ab dem 15. Jahrhundert zumeist im Sächsisch-Thüringischen Gefilden ansässig waren und sich ab dem 19. Jahrhundert auch in den amerikanischen Auswanderfamilien finden lassen.
Interessant scheint hier, dass die gemalte Frauenfigur auf dem Deckel noch relativ gut zu erkennen ist und der Mann hingegen alt ausgelöscht zu sein scheint. Möglicherweise sind die Wünsche des Stifters für den Segen des Brautpaares nicht in Erfüllung gegangen und die Truhe wurde zum Streitobjekt zweier Scheidungsparteien. Für die These eines Streitobjektes spricht, dass in alten Zeiten hinten über die Scharniere die Schatulle geöffnet wurde, obwohl der Originalschlüssel noch heute vorhanden ist.
Breite: 34 cm
Höhe: 16,5 cm
Tiefe: 22,5 cm
Gewicht: 6,7 kg
Gute bis sehr gute Erhaltung mit geringfügigen Alters- und Gebrauchsspuren. Schöne, gewachsene Alterspatina. Schossmechanismus intakt. Vereinzelt Korrosionen im Bodenbereich. Scharnierbeschläge und Scharniere mit Restaurierungen und Reparaturen.
1676: Stiftung für eine Hochzeit für ein Brautpaar aus den Familien Degenkolb und Corold. Das Geschlecht Degenkolb entstammt dem sächsisch-/thüringischen Raum. Über die Wirren der Zeit ist die Schatulle wohl bereits im 17./18. Jahrhundert nach Schweden gelangt.
1900: Sammlung Carl Robert Lamm. Dessen schwarze Inventarnummer 1449 auf dem inneren Boden. Von ihm erworben im Jahr 1900.
1920: Verkauf durch Kunsthandlung Bukowski, Stockholm an einen schwedischen Privatsammler.
2024: von uns erworben aus einer schwedischen Privatsammlung.
Hiermit wird die einwandfreie Herkunft dieser Kassette bestätigt. Diese ist zum Zeitpunkt des Verkaufs frei von Rechten Dritter.
Barocke, polychrom bemalte Eisenkassette mit außergewöhnlich prachtvoll gravierter Schlossabdeckung mit dem Text:
„Coroldisches Erfreuen
Degenkolbisches Bedeyen.
Der Höchste Seegne Diß, Waß ihr bereits Vollzogen
Die Sternen sehen Hell – Der Himmel bleib gewogen.
Und Knipffe selbsten fest, den Wolgetroffnen Bundt,
Er habe Gottesfurcht, Zucht, Tugend, Ehr zum Grundt.
Hierauff nehmt Gunst, geneigt von Trewen Vatters Händen
Diß kleine Heyrath Bütt, Gott wolle zu euch wenden
Sein Segen Reiche Gnad, Diß wenig Er Vermehr
Daß Solches Schätzlein sich in großen Schatz verkehr
Ich Vatter, will in deß, Den höchsten Vatter Bitten,
Daß er sein Ewigs Wohl, woll über Euch außschütten
Damit die Lieb in euch von Hassen Bleibe frey,
Und ein Seele nur in Beeden Leibern sey.“
Reich illuminierte Handschrift auf Jungfernpergament. Diese Handschrift gehört zu den sogenannten „Perlbibeln“, den kleinsten Vollbibeln überhaupt. Dieser Handschriftentyp wurde im frühen 13. Jahrhundert im Umkreis der Pariser Universität entwickelt, um den neuen Bedürfnissen der sich zu dieser Zeit herausbildenden Metropolen zu entsprechen. Insbesondere die gewachsenen Anforderungen an Mobilität ließen die bis dahin in den Abmessungen eher voluminösen Bibeln auf ein Kleinstformat reduzieren. Sie passte somit unter die Kutten der Mönche, die das Wort Gottes in den Metropolen verbreiteten. Daher wird dieser Bibeltypus auch „Taschenbibel“ genannt.
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