Prachtvoller erotischer Deckelpokal
Sachsen, Glücksburger Hütte (Glas) und Ostrahütte (Schliff), um 1730
Farbloses Schnittglas
Jeder kennt heute das 1708 erfundene und 1710 von August dem Starken patentierte Meissner Porzellan. Doch kaum jemand weiß um die gläsernen Schätze, die vor dieser Zeit in Sachsen entstanden. Wir sammeln und handeln mit den Gläsern, die in den sächsischen Hütten entstanden sind oder entstanden sein könnten:
Prachtvoller barocker Erotik-Deckelpokal aus farblosem Glas mit Abriss und Schliffverzierung. Ansteigender Scheibenfuß mit Abriss. Geschliffener Balusterschaft. Facettierter Nodus und Kuppaansatz sowie hohler wabenfacettierter Deckelknauf. Die glockenförmige Wandung mit feinem, teils poliertem Tiefschnitt. Ein Liebespaar in zeitgenössischer Tracht in umlaufender, baumbestandener Landschaftsstafette. Die sitzende Dame mit Vogelkäfig, der Kavalier mir einem Vögelchen in der rechten Hand. Darüber die Inschrift:
„Erlaube Sie schönste von der weltt diesen Kleinen in ihr Zeltt“.
Unterhalb des Lippenrandes mit geblänktem Olivschliff. Der passende aber wohl nicht originale Deckel aus der Zeit mit Hochschliffbordüren und Reihe mit geschnittenen Blütenzweigen.
Höhe: 25,5 cm (mit Deckel) bzw. 18,2 cm (ohne Deckel)
Durchmesser Lippe: 8,5 cm
Durchmesser Fuß: 9,0 cm.
Pokal in ausgezeichneter Erhaltung. Keine Chips oder Beschädigungen. Mit nur sehr wenigen, für handgemachtes Glas dieser Zeit üblichen Lufteinschlüssen. Deckel etwas blind.
Süddeutsche Privatsammlung
G. Haase: Sächsisches Glas. Geschichte, Zentren, Dekorationen. Lizenzausgabe. Klinkhardt & Biermann, München, 1988.
Hiermit wird die einwandfreie Herkunft des Pokals bestätigt. Er ist zum Zeitpunkt des Verkaufs frei von Rechten Dritter.
Da das Porzellan noch nicht erfunden war und dieses auch nicht die kurfürstlichen Probleme der Beschaffung von Weinpokalen gelöst hätte und die kurfürstlich-sächsische Glashütte in Pretzsch aus Mangel an Brennholz zum Erliegen gekommen war, ordnete Kurfürst August der Starke am 28. Mai 1700 die Errichtung zweier neuer Glashütten in geeigneteren Gefilden an. Die eine sollte vor dem Wilsdruffer Tor in Dresden (Ostra-Allee) erbaut werden und die zweite beim Jagdhaus Glücksburg. Die drei aus Italien stammenden Brüder aus der Glasmacherfamilie Fremel erhielten hierzu den Bau- Betreiberauftrag und durften hierzu das Jagdhaus Glücksburg zur Miete bewohnen. Doch auch hier wurde ab 1739 das Brennholz knapp. 1750 wanderte Hüttenmeister Hellwig zur Baruther Glashütte ab und es kam 1751 zur Stilllegung der Hütte, welche dann im Siebenjährigen Krieg durch preußische Truppen geplündert wurde und die Produktion endgültig zum Erliegen kam. Das in Glücksburg produzierte Glas war von guter Qualität und sehr begehrt. So wurde zum Beispiel 1728 Glas im Wert von rund 21.500 Talern erzeugt (vgl. Haase, Sächsisches Glas). In Glücksburg wurden vorwiegend Gläser für den niederen Adel und das reichere Bürgertum hergestellt. Ab 1750 wurden die noch vorhandenen Glücksburger Glasbestände in Dresden weiter veredelt und geschliffen.
Reich illuminierte Handschrift auf Jungfernpergament. Diese Handschrift gehört zu den sogenannten „Perlbibeln“, den kleinsten Vollbibeln überhaupt. Dieser Handschriftentyp wurde im frühen 13. Jahrhundert im Umkreis der Pariser Universität entwickelt, um den neuen Bedürfnissen der sich zu dieser Zeit herausbildenden Metropolen zu entsprechen. Insbesondere die gewachsenen Anforderungen an Mobilität ließen die bis dahin in den Abmessungen eher voluminösen Bibeln auf ein Kleinstformat reduzieren. Sie passte somit unter die Kutten der Mönche, die das Wort Gottes in den Metropolen verbreiteten. Daher wird dieser Bibeltypus auch „Taschenbibel“ genannt.
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