Polydorus Vergilius (um 1470 – 1555 in Urbino)
ins Deutsche übersetzt durch Marcus Tatius, auch Marcus Tatius Alpinus (um 1509 – 1562 in Freising)
Von den erfyndern der dyngen.
Acht Teile in einem Band.
Heinrich Steiner, Augsburg, 1537
Äußerst seltene erste deutsche Ausgabe von „De inventoribus rerum“, durch Marcus Tatius übersetzt, unter Verwendung der Holzschnitte aus Petrarcas „Trostspiegel“. Die Enzyklopädie berichtet in den Bereichen Naturwissenschaften, Technik, Handwerk und Medizin über Edelmetalle, Edelsteine, Sonnenuhren, Uhren, Waffen, Zauberei usw. auch über die Erfindung des Buchdrucks (durch Kuttenberg), Erfindung des Papiers, des Pergaments, der Astrologie, weiterhin über Musik und Musikinstrumente, Schauspiel und Theater, aber auch über Religion und religiöses Brauchtum. Das Werk beinhaltet weiterhin auch Themen zu Ethik, Moral, die Geschichte der Medizin, Chemie und Pharmazie.
Unter den vielen Holzschnitten, von denen allein 64 von Hans Weiditz stammen, finden sich interessante Berufsdarstellungen von Buchdruckern, Poeten, Musikanten, Alchemisten, Medizinern, Juristen, Uhrmachern. Die Holzschnitte wurden von Hans Weiditz, Hans Burgkmair, Hans Schäuffelein und Jörg Breu. Eingebunden in einen schönen, blindgeprägten Renaissance-Einband ist das Werk bis auf ein fehlendes Blatt, welches als Faksimile beiliegt, ansonsten vollständig.
Vergil war ein bedeutender italienischer Humanist, der ein halbes Jahrhundert in England wirkte und dort unter dem Einfluss Heinrichs VIII. seine „Historia Anglica“ verfaßte. Er erhielt ein humanistisches Studium in Padua, wahrscheinlich auch in Bologna. Die Priesterweihe empfing er ca. 1496. Vergil hatte Kontakt zum herzoglichen Hof in Urbino mit seiner berühmten Renaissance-Bibliothek, denn der Tutor des jungen Guidobaldo da Montefeltro, Lodovico Odassio, förderte ihn in seinen ersten Berufsjahren.
Vergil zeigte seine Dankbarkeit, indem er sein Werk „De rerum inventoribus“ Odassio widmete, das 1499 in Venedig gedruckt wurde.
Marcus Tatius war ein Schweizer Humanist, Juraprofessor, Übersetzer und Poet. 1541 wurde er zum „Poeta laureatus“ gekrönt.
Einspaltiger Druck, Register zweispaltig. Römische Paginierung. Titel mit großem Holzschnitt, über 100 Text-Holzschnitte, darunter zahlreiche ganzseitige. Blatt: 31 x 19 cm; Satzspiegel: 25,5 x 15,5 cm.
18 nicht num. Blatt inkl. Titel, Vorreden, Register; 209 (von 210) num. Blatt. Ohne das Blatt 140 mit einem Text-Holzschnitt (liegt als Faksimile bei) sowie das erste und letzte weiße Blatt. Das Werk ist ansonsten ein vollständiges Raritätenwerk der Frührenaissance.
Blindgeprägter Schweinsleder-Einband über massiven Holzdeckeln. Vorderdeckel mit ornamentaler Blindprägung in Rollenbordürenoptik. Rückendeckel mit Streicheisenlinien im Mittelfeld und Rollenbordüren als Rahmen. Deckel berieben und fleckig, Ecken minimal bestoßen. Ohne die Schließen. Buchblock mit zahlreichen Blattweisern versehen. Buchblock vorn am unteren Bund aus der Bindung gelöst, sonst fest und stabil. Buchblock etwas gebräunt.
Folio: 32,5 x 21 x 5 cm.
Kräftiger Druck und feste Papierqualität. Seiten gleichmäßig gebräunt, überwiegend etwas braunfleckig im Außenrand. Titel fingerfleckig. Blatt 68 mit kleinem Loch oben sowie Blatt 69 mit Ausriss im oberen Rand mit geringem Textverlust an der Seitenzahl und an der Überschrift. Letzte Blatt im Papier etwas gestaucht. Ansonsten keine nennenswerten größere Erhaltungsmängel.
Sammlung Otto Hupp – dessen handschriftlicher Eintrag und dessen handschriftlichem Exlibris.
Bernd Oetter – dessen radiertes Exlibris (Expl. 140 v. 400) mit Inschrift „PATRIA MEA ORBIS TERRARUM“.
VD16, V 763; Adams V 440; Graesse VI, 2, 283; Nagler III, 1444, 35; Fairfax Murray 425.
Hiermit bestätigen wir Originalität sowie einwandfreie Herkunft des vorliegenden Werkes. Das Werk ist zum Zeitpunkt des Verkaufs frei von Rechten Dritter. Es besteht gemäß den geltenden gesetzlichen Bestimmungen keine Ausfuhrgenehmigungspflicht.
Polydorus Vergilius
Von den erfyndern der dyngen.
Reich illustriertes Frühwerk über die Wirtschaft und die Geschäfte.
Heinrich Steiner, Augsburg, 1537
Reich illuminierte Handschrift auf Jungfernpergament. Diese Handschrift gehört zu den sogenannten „Perlbibeln“, den kleinsten Vollbibeln überhaupt. Dieser Handschriftentyp wurde im frühen 13. Jahrhundert im Umkreis der Pariser Universität entwickelt, um den neuen Bedürfnissen der sich zu dieser Zeit herausbildenden Metropolen zu entsprechen. Insbesondere die gewachsenen Anforderungen an Mobilität ließen die bis dahin in den Abmessungen eher voluminösen Bibeln auf ein Kleinstformat reduzieren. Sie passte somit unter die Kutten der Mönche, die das Wort Gottes in den Metropolen verbreiteten. Daher wird dieser Bibeltypus auch „Taschenbibel“ genannt.
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