Renatus Publius Flavius Vegetius
Peter von Mainz (tätig um 1500 – gest. 1521)
Vegecius. De re militari
Bildausgabe
Hans Knappe, Erfurt, 1511/1512
Höchstseltene illustrierte Erstausgabe dieses monumentalen Militär- und Kriegswerkes. Erster separater Druck der insgesamt 195 spektakulären, ganzseitigen Holzschnitte. Nur ein Teil dieser Serie erschien in der ersten illustrierten und textbegleitenden Ausgabe des Vorjahres. Unsere hier vorliegende Bildauflage enthält 74 Holzschnitte mehr als die Ausgabe mit Text, welche nur 121 Holzschnitte enthielt.
Diese Bildausgabe des Vegetius ist extrem selten. Der VD16 verzeichnet lediglich zwei Exemplare (BSB München, Sammlung Otto Schäfer, Schweinfurt). Sie war vor allem für Kriegsleute gedacht, für die strategische Erfindungen von Belagerungs- und Kampfmaschinen wichtiger waren als lange Erklärungen der römischen Militärgeschichte.
Dieses reichhaltig ausgestattete grafische Werk zeugt von der Entwicklung und Spezialisierung der Militär- und Waffentechnik seit der Römerzeit. Es werden u.a. eine Wasserwaage, eine Vielzahl von Katapulten, Kanonen, Rammböcken, Granaten, Wassermaschinen, Verteidigungsanlagen, Brücken, Flößen und auch Kampftauchern gezeigt. Beim Betrachten der Bilder ist man überrascht, welche kreativen und fortschrittlichen Waffensysteme im 15. Jahrhundert bereits erfunden waren. Inwieweit sie zur Anwendung kamen, sei dahingestellt.
Hans Knappe war in Erfurt seit 1493 ansässig und ab 1508 als selbständiger Drucker dort nachweisbar. Von den 78 seiner Presse zugeschriebenen Titeln gehört die Mehrzahl der Literatur der voreformatorischen Epoche, der Spätscholastik und dem Humanismus an. Im Besonderen druckte er Klassikerausgaben, wie Äsop, Cicero, Plautus, Sueton und Tacitus. Er übernahm auch den Druck einzelner reformatorischer Schriften, hatte jedoch 1520, schon bei ihrer Verkündung, die gegen Luther gerichtete Bannbulle „Exsurge Domine“ Leos X. gedruckt. Seine herausragende typographischen Leistung war der Druck des im Anschluss an die Übersetzung des Humanisten Ludwig Hohenwang (Augsburg, 1480) für diesen Zweck neu verdeutschten Vegetius (Textausgabe 1511 sowie die hier vorliegende Bildausgabe). Diese „bezeichnet einen Höhepunkt der Erfurter Buchkunst in der 1. Hälfte des 16. Jh.“(NDB).
Die Holzschnitte sind teilweise mit „PVM“, „HS“ aber auch „HK“ und „MS“ monogrammiert. Sie stammen zumeist von Peter von Mainz. Von den beiden anderen Monogrammen bezeichnet „MS“ den Gehilfen Melchior Scharreberg. Das Monogramm „HK“ verdeutlicht hingegen das Besitzrecht von Hans Knappe an den Druckstöcken. (Quelle: L J. Braun, Geschichte der Buchdrucker u. Buchhändler Erfurts im 15.-17. Jhd. in: Archiv für Geschichte des Dt. Buchhandels 10.1836, S. 81-82, 111-14 bzw. M. v. Hase: Der Erfurter Buchdruck von 1501-50, in: Börsenblatt für den dt. Buchhandel, Frankfurter Ausg., 2. 1946, S. 267)
Diese angereicherte Bildausgabe ist höchstselten und wird in den meisten Bibliographien nicht erwähnt. Die ursprüngliche, von Vegetius stammende Ersthandschrift entstand am Mailänder Kaiserhof und ist nur so allgemein gewidmet, dass als Adressaten die Kaiser Theodosius I. der Große (regierte 379-395), möglicherweise aber auch dessen Sohn Honorius, sowie Theodosius II. und Valentinian III. in Frage kommen. Die Datierung ist daher nicht ganz sicher. Die Quellen waren nach eigenen Angaben von Vegetius die Feldherren Cato, Aulus Cornelius Celsus, Frontinus, Paternus sowie die kaiserlichen Armeereglements von Augustus, Trajan und Kaiser Hadrian.
Vegetius selbst gilt als ein bekannter Kriegstheoretiker des ausgehenden 4. Jahrhunderts. Von seinem Leben, seinem Werdegang und über seine militärischen Erfahrungen ist wenig bekannt. In antiken Quellen wird er jedoch als „vir illustris“ und „comes“ genannt, ein Indiz dafür, dass er dem hohen römischen Reichsadel angehört haben muss.
96 (von 98) Blatt und somit 192 (von 196) Seiten bzw. 191 (von 195) Holzschnitten.
Es fehlen die beiden Blätter A1 (Titel) sowie A2, beide in Kopie beigelegt.
Lagenformel: A-P6; Q8.
Flexibler Pergamenteinband der Zeit. Fünf Bünde. Guter Zustand mit Gebrauchsspuren. Pergament etwas wellig und fleckig. Spanische Kanten vorn geglättet. Inneres Vordergelenk offen. Bindung partiell etwas gelockert.
Folio: 32 x 23 x 2,5 cm
Sehr guter Zustand. Sauberes und breitrandiges Exemplar. Lediglich in den Rändern vereinzelt fingerfleckig und leicht angeschmutzt.
Bibliographie: VD16 ZV 9905; Benzing, S. 102, 291 und 469; Hase 271; Otto zu Stolberg-Wernigerode: NDB, Bd. 12, S. 156/157.
Bibliotheken: VD16 verzeichnet lediglich zwei Exemplare in Bibliotheken (BSB München und Bibliothek Otto Schäfer, Schweinfurt)
Handel: Ein einziger Nachweis in den letzten 30 Jahren: Sotheran’s copy, verkauft bei Sotheby´s London November 2019, The Cottesloe Military Library, Lot 444, verkauft für 10.000 GBP.
Hiermit wird die einwandfreie Herkunft der vorliegenden Postinkunabel bestätigt. Das Werk ist zum Zeitpunkt des Verkaufs frei von Rechten Dritter und wurde mit der LostArt-Datenbank abgeglichen.
Vegecius. De re militari.
Bildausgabe
Hans Knappe, Erfurt, 1511/1512
Dieses reichhaltig ausgestattete grafische Werk zeugt von der Entwicklung und Spezialisierung der Militär- und Waffentechnik seit der Römerzeit. Erster separater Druck der insgesamt 195 spektakulären, ganzseitigen Holzschnitte.
Es werden u.a. eine Wasserwaage, eine Vielzahl von Katapulten, Kanonen, Rammböcken, Granaten, Wassermaschinen, Verteidigungsanlagen, Brücken, Flößen und auch Kampftauchern gezeigt. Beim Betrachten der Bilder ist man überrascht, welche kreativen und fortschrittlichen Waffensysteme im 15. Jahrhundert bereits erfunden waren.
Reich illuminierte Handschrift auf Jungfernpergament. Diese Handschrift gehört zu den sogenannten „Perlbibeln“, den kleinsten Vollbibeln überhaupt. Dieser Handschriftentyp wurde im frühen 13. Jahrhundert im Umkreis der Pariser Universität entwickelt, um den neuen Bedürfnissen der sich zu dieser Zeit herausbildenden Metropolen zu entsprechen. Insbesondere die gewachsenen Anforderungen an Mobilität ließen die bis dahin in den Abmessungen eher voluminösen Bibeln auf ein Kleinstformat reduzieren. Sie passte somit unter die Kutten der Mönche, die das Wort Gottes in den Metropolen verbreiteten. Daher wird dieser Bibeltypus auch „Taschenbibel“ genannt.
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