Ulrich Pinder (gest. 1519)
Johannes aus Dambach (1288-1372)
Speculu(m) patie(n)tie cum theologycis consolationibus fratris Ioannis de Tambaco …
Ulrich Pinder Friedrich Peypus für die Celtisgesellschaft, Nürnberg, 30.VIII.1509
Seltene vollständige und bestens erhaltene erste Ausgabe, die einzige von Ulrich Pinder noch selbst besorgte. Das „Speculum patientiae“ wird häufig als identisch mit der „Consolatio theologiae“ des Dominikaners Johannes von Dambach (1288-1372) angesehen, diese macht aber nur den zweiten Teil des Werkes aus (Kap. 89-175, darin etwa zehn Kapitel medizinischen Inhalts). Der erste Teil hingegen enthält asketische Betrachtungen über die Geduld im Leiden von einem anderen Verfasser, wobei die Kapitel 46-67 den Traktat „De patientia“ des Guillermus Parisiensis exzerpieren. Das Werk ist noch ganz im Stile einer Inkunabel gedruckt und entsprechend illustriert.
Ulrich Pinder (gest. 1519), war Leibarzt des sächsischen Kurfürsten Friedrich III. und Stadtarzt von Nürnberg. Er „richtete sich hier 1505 eine Privatpresse ein, bei der er die Antiquatype des Druckers der Sodalitas Celtica verwendete, aber auch neue Schriften anschaffte und als Drucker seinen späteren Schwiegersohn Friedrich Peypus beschäftigte“ (Reske 662).
Zweispaltige romanische Type mit 39 Zeilen. Hunderte von handgemalten Initialen in Rot und vollständig in Rot rubriziert. Hierbei handelt es sich offensichtlich um eine Verlagsarbeit – das Kolophon wurde vom Rubrikator handschriftlich mit der Jahreszahl „ix“ gekennzeichnet.
Illustriert ist das Werk mit zwei prächtigen blattgroßen Holzschnitten aus der Schule Albrecht Dürers, von alter Hand gelb ankoloriert. Von besonderem Interesse ist der auf der Titelrückseite abgedruckte erste Holzschnitt, eine Darstellung der Hiobskrankheit, eine der damals gebräuchlichen Bezeichnungen der Syphilis. Sudhoff bildet in „Erstlinge der Syphilis-Literatur“) auf Tafel XXI eine ganz ähnliche Darstellung von 1497 ab. Der zweite Holzschnitt, auf Blatt XXXIX verso, zeigt eine Allegorie der Theologie als Trösterin. Beide Holzschnitte werden verschiedenen Künstlern der Dürerzeit zugeschrieben, darunter Hans Wechtlin, Wolf Traut, Hans Springinklee, Hans Süß von Kulmbach und auch Albrecht Dürer selbst.
1 nicht num. Blatt; 174 röm. num. Blatt (I-CLXXIV, falsch CLXXV, da Blatt 88 in der Zählung übersprungen); 1 weißes Blatt; 2 nicht num. Blatt. Absolut vollständiges Exemplar.
Lagenformel: A-F6; G4; H-Z6; a-g6.
Moderner Papp-Einband. Guter Zustand. Buchblock und Bindung fest und stabil.
Quartformat: 21,5 x 16 x 2,8 cm.
Sehr gute, nahezu druckfrische Erhaltung. Sauberes, fast fleckenfreies und breitrandiges Exemplar. Im unteren weißen Rand durchgehend drei kleinere Wurmlöchlein. Titel mit alter handschriftlicher Notiz. Buchblock mit zwei Blattweisern.
Literatur: VD16 P 2809; Adams P 1244; Panzer VII, 448, 61; Proctor/Isaac 11032; STC 697; Winkler, Hans von Kulmbach 46; nicht bei Bird, Durling, Lesky, Osler, Proksch, Waller und Wellcome.
Bibliotheken: VD16 listet lediglich 11 Exemplare in deutschsprachigen Bibliotheken.
Aus einer alten süddeutschen Privatsammlung. Dort seit 1990 als einziges im Handel verkauftes Exemplar, erworben bei Bassenge Berlin, A76, Lot 317 am 11.10.2000, Zuschlag: 4.800 DM (ca. 6.000 DM inkl. AG).
Hiermit wird die einwandfreie Herkunft des vorliegenden Bandes bestätigt. Dieser ist zum Zeitpunkt des Verkaufs frei von Rechten Dritter und wurde mit der Lost-Art-Datenbank abgeglichen.
„Speculum patientiae“
Ulrich Pinder, Nürnberg, 30.VIII.1509
Illustriert ist das Werk mit zwei prächtigen blattgroßen Holzschnitten aus der Schule Albrecht Dürers, von alter Hand gelb ankoloriert. Von besonderem Interesse ist der auf der Titelrückseite abgedruckte erste Holzschnitt, eine Darstellung der Hiobskrankheit, eine der damals gebräuchlichen Bezeichnungen der Syphilis. Sudhoff bildet in „Erstlinge der Syphilis-Literatur“) auf Tafel XXI eine ganz ähnliche Darstellung von 1497 ab. Der zweite Holzschnitt, auf Blatt XXXIX verso, zeigt eine Allegorie der Theologie als Trösterin. Beide Holzschnitte werden verschiedenen Künstlern der Dürerzeit zugeschrieben, darunter Hans Wechtlin, Wolf Traut, Hans Springinklee, Hans Süß von Kulmbach und auch Albrecht Dürer selbst.
Reich illuminierte Handschrift auf Jungfernpergament. Diese Handschrift gehört zu den sogenannten „Perlbibeln“, den kleinsten Vollbibeln überhaupt. Dieser Handschriftentyp wurde im frühen 13. Jahrhundert im Umkreis der Pariser Universität entwickelt, um den neuen Bedürfnissen der sich zu dieser Zeit herausbildenden Metropolen zu entsprechen. Insbesondere die gewachsenen Anforderungen an Mobilität ließen die bis dahin in den Abmessungen eher voluminösen Bibeln auf ein Kleinstformat reduzieren. Sie passte somit unter die Kutten der Mönche, die das Wort Gottes in den Metropolen verbreiteten. Daher wird dieser Bibeltypus auch „Taschenbibel“ genannt.
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