Sebastian Brant (1457-1521)
Der heiligen leben neüw getruckt. Der hohen unteilbarlichen drivaltigkeit zu lob. Marie der würdigsten Junckfrawen un(d) muter gottes zu eren und den Christen menschen zu heil und seliger underwysung.
Beide Teile – Sommer- und Winterteil in einem Band.
Matthias Hupfuff, Strassburg, 1513
Höchstseltene Ausgabe des reich illustrierten Heiligenlebens, gedruckt in deutscher Sprache. Neben dem hier vorliegenden Exemplar existiert nur noch ein weiteres im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg.
Das Werk „Der Heiligen Leben“ gilt als die wohl am weitesten verbreitete volkssprachliche Legendensammlung des europäischen Spätmittelalters. Ihren Ursprung findet sie um 1400 im Dominikanerkloster Nürnberg als zweibändiges Legendar in Prosa. Dieses stellt jedoch eine große Ausnahme unter den deutschen Legendaren dar, weil es nicht primär auf lateinische Quellen, sondern letztlich fast ausschließlich auf deutsche Vers- und Prosalegenden zurückgreift.
Aufgrund des fehlenden Kolophons und der Tatsache, dass nur ein einziges weiteres Exemplar des vorliegenden Druckes nachweisbar ist, welches bisher nicht digitalisiert wurde (Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg), schien die Zuschreibung des Druckes zunächst schwierig. Da zu Beginn des Sommerteils vier Holzschnitte aus der Passionsfolge von Urs Graf abgedruckt sind, lässt der Druck auf die von Matthias Hupfuff 1513 in Straßburg erschienene Ausgabe schließen, was auch durch die im VD16 angegebene Kollation bestätigt wird.
Zweispaltige gotische Type mit 49 Zeilen, teilweise in Schwarz-/Rot gedruckt. Acht blattgroße Holzschnitte, inklusive der zwei Titel und dem Schlussholzschnitt, davon vier von Urs Graf, sowie ca. 370 Textholzschnitte, davon 47 große, von etwa 230 Stöcken. Ferner etliche gedruckte Holzschnittinitialen.
Von den Holzschnitten „sind viele in den 70er Jahren des 15ten Jahrhunderts entstanden. Ein Strassburger Künstler scheint dann das wenige Fehlende ergänzt zu haben“. (Muther).
In den Spiegeln Reste einer Handschrift des 15. Jahrhunderts. Im Buch zwei zeitgenössische Lesezeichen.
Abmessungen Blatt: 31 x 20,5 cm; Satzspiegel: 25 x 15 cm.
176 röm. num. Blatt (I-CLXXVI); 193 (von 196) röm. num. Blatt (I-CXCV).
Es fehlen die Blatt ii5-ii7 am Schluss von Teil 2 mit dem Kolophon.
Lagenzählung: A6; B8; C-Z6; Aa-Ff6; a8; b-z6; aa-hh6; ii8.
Originaler Renaissance-Einband. Blindgeprägtes Schweinsleder über massiven Holzdeckeln auf drei echten Bünden. Rechteckig verlaufende Streicheisenlinien. In den Feldern Stempelrollen mit Rautengerank, Vögeln, Blumen und Blüten. Eine spätere mittig ergänzte Schließe. Die beiden originalen Schließen verlustig. Guter Zustand mit Alters- und Gebrauchsspuren. Leder stärker berieben, fleckig und mit kleineren Fehlstellen. Ecken aufgeplatzt. Oberes Kapital lädiert. Buchblock hinten gebrochen. Die letzten Lagen cc-ii am hinteren Deckel befestigt und etwas vorstehend. Bindung jedoch fest und stabil. Ab und an ein paar kleine Wurmlöchlein. Vorderer Vorsatz fehlt.
Folio: 32,5 x 22,5 x 8,5 cm.
Überwiegend guter Zustand, jedoch teilweise mit stärkeren Gebrauchsspuren. In den Rändern partiell fleckig und fingerfleckig. Satzspiegel größtenteils sauber und ordentlich sowie breitrandig. Erste und letzte Blatt mit stärkeren Randläsuren. Titel von Teil 1 mit Randdefekten bis an die Holzschnitteinfassung, mit Eckausriss, Wurmspuren sowie Einrissen im Außen- und Fußsteg. Ca. 35 Blätter mit meist altergänzten Rand- oder Eckfehlstellen, an etwa 20 mit kleineren Text- bzw. Bildverlusten. Die Blätter CLI (Teil 1) und XIX (Teil 2) mit größerem Eckausriss und Textverlust. Ca. 15 Blatt mit Einrissen im unteren Rand. Einige Anmerkungen und Marginalien einer zeitgenössischen Hand in schwarzer Tinte.
Kloster Sankt Georgen im Schwarzwald – Dessen Besitzvermerk in dunkler Tinte auf dem Titelblatt.
Aus einer alten niederrheinischen Privatsammlung.
Literatur: VD16 H 1477; Muller 66, 125; Muther 1486.
Bibliotheken: VD16 listet lediglich ein einziges Exemplar in der Bibliothek des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg.
Hiermit wird die einwandfreie Herkunft des vorliegenden Buches bestätigt. Das Werk ist zum Zeitpunkt des Verkaufs frei von Rechten Dritter.
Sebastian Brant
Heiligenleben
Matthias Hupfuff, Strassburg, 1513
Das Werk „Der Heiligen Leben“ gilt als die wohl am weitesten verbreitete volkssprachliche Legendensammlung des europäischen Spätmittelalters. Ihren Ursprung findet sie um 1400 im Dominikanerkloster Nürnberg als zweibändiges Legendar in Prosa. Dieses stellt jedoch eine große Ausnahme unter den deutschen Legendaren dar, weil es nicht primär auf lateinische Quellen, sondern letztlich fast ausschließlich auf deutsche Vers- und Prosalegenden zurückgreift.
Reich illuminierte Handschrift auf Jungfernpergament. Diese Handschrift gehört zu den sogenannten „Perlbibeln“, den kleinsten Vollbibeln überhaupt. Dieser Handschriftentyp wurde im frühen 13. Jahrhundert im Umkreis der Pariser Universität entwickelt, um den neuen Bedürfnissen der sich zu dieser Zeit herausbildenden Metropolen zu entsprechen. Insbesondere die gewachsenen Anforderungen an Mobilität ließen die bis dahin in den Abmessungen eher voluminösen Bibeln auf ein Kleinstformat reduzieren. Sie passte somit unter die Kutten der Mönche, die das Wort Gottes in den Metropolen verbreiteten. Daher wird dieser Bibeltypus auch „Taschenbibel“ genannt.
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