ZEUGNIS DER FINANZPOLITIK DER REICHSSTÄDTE AM VORABEND DER REFORMATION

Reichssteuererlass für Schwäbisch Hall AD 1516

VERFASSER

Bürgermeister und Räte der Reichsstädte Augsburg, Konstanz und Ulm

TITEL

Quittung über den Verzicht bzw. Verfall von 600 Pfund zu zahlender Reichssteuer zugunsten der Stadt Schwäbisch Hall.

ENTSTEHUNG

wohl Augsburg, 11. November 1516

„Der geben ist auf sannt martins des heyligen Bischoues tag, Des Jares da man Zalt nach der gepurt Christi, Funffzehenhundert vnnd Im Sechtzehenden Jaren,“

BESCHREIBUNG

Frühes Zeugnis, welches Einblicke in die Finanzverwaltung, respektive Steuereintreibung und Schuldenumlagerung im Heiligen Römischen Reich, zur Zeit des Vorabends der Reformation bietet.

Zwanzigzeilige Kanzleihandschrift auf Pergament. Gesiegelt ist der Brief mit drei Siegeln der Reichstädte Augsburg, Konstanz und Ulm.

Die Bürgermeister und Räte der Reichsstädte Augsburg, Konstanz und Ulm geben auch im Namen der Reichsstädte Esslingen, Reutlingen, Überlingen, Landau, Nördlingen, Rothenburg ob der Tauber, Schaffhausen, Memmingen, Rauenburg, Rottweil, Schwäbisch Gmünd, Heilbronn, Bibrach, Dinckelsbühl, Windsheim, Wimpfen, Weissenburg, Weil am Rhein, Pfullendorf, Kaufbeuren, Kempten, Wangen, Leutkirch, Biengen, Aalen, Bopfingen, Buchhoren, Radolfzell und Diessenhofen bekannt, dass die von der Stadt Schwäbisch Hall fällige Reichssteuerzahlung in Höhe von 600 Pfund (ungefähr 12.000 Schilling) verfallen ist. Die unterzeichnenden Städte versichern dem Rat und den Bürgern von Schwäbisch Hall, dass weder heute, noch in künftigen Generationen diese Schuld geltend gemacht werden kann. Man erließ der Stadt Schwäbisch Hall hiermit einen erheblichen Steuerbetrag. Ein „Pfund“ im Währungssystem von Augsburg war zu dieser Zeit um die 20 Schillinge wert, wobei ein Schilling wiederum 12 Pfennige wert war.

TRANSKRIPT

„Wir die Burgermeister vnnd Räthe des heyligen Reichs Stette Augspurg, Constenntz, Vlm, Eßlingen, Rewtlingen, Vberling, Landaw, Nordling, Rottenburg auf der tauber, Schawfhawsen, Memingen, Rauenspurg, Rotweyle, Gemund, Heylpronn, Bybrach, Dinckelspuchel, Wynndshann, Wympffen, Weyssenburg, Weyle, Pfullndorff, Kaufbewren, Kempten, Wanngen, Eyßenn [?], Lewkirch, Biengen, Aalen, Bopfingen, Buchhoren, Ratolffzell, vnnd Diessenhouen, Ver[I]hehen [verkünden] offenlich für vnns vnnd alle vnnser[e] nachkomen vnnd thuen khund allermeniglich mit dem brieue, das vnns die Ersamen vnnd weysen Burgermeister Rathe vnnd Burger der Stat Schwebischenhall, der Sechs hundert pfundt halber, herrnrendt [?] Ir Stat Reichstewerhalb, so sy vnns Jerlich auf sannt martins des heyligen Bischoues tag, Zugeben pflichtig sein, Jetzo auf sannt martinstag ditz brieues Datum, zu rechter Zeit, sonnder vnser cost vnnd scheden, ausgericht bezalt vnnd zu vnnser gewaltsam geantwurt haben, Hierauf mit gutem willen vnnd wolbedachtem synne so sagen vnnd lassen wir Die obgenanten Burgermeister Rat vnnd burger der Stat Schwebischenhall Ir Stat vnnd all Ir nachkomen Der obgeschriben Sechs hundert pfundt haller Reichstew[e]r, Auf den obgenanten sannt martinstag verfallen für vnns vnnser Stette Burger vnnd all vnnser nachkomen, allerding genntzlich vnnd gar Quit frey ledig vnnd loß, In vrkhundt vnnd Crafft ditz briues, Sol[c]her egeschriben Sechshundert pfundt halber verfallens Reichstewer halben, kain vorderung anspruch noch Recht, an sy Samentlich noch sonnderlich nicht mer Zuhaben noch Zuthund mit kainen gerichten noch sachen, gaistlichen noch weltlichen, an kain Stetten noch So geben wir den obgenanten von Schwebischenhall vnnd Iren nachkomen disen brieue, von vnser aller wegen besigelt, mit vnser obgenanten Stett Augspurg, Constantz vnnd vlm, aigen Secret angehenngkten Insigels, Das wir die andern vorbenanten Stette, vnns ditzmals mitgebrauchen vnnd bekennen, alles vorgeschriben getrewlichen zuhalten, Der geben ist auf sannt martins des heyligen Bischoues tag, Des Jares da man Zalt nach der gepurt Christi, Funffzehenhundert vnnd Im Sechtzehenden Jaren,“

Quittung: Vmb der 600 [pfund] hlr ReichSteur verfallen Martini Anno p. 1516.

Reichssteuer quittannz vom xvi Jahre,

ABMESSUNGEN

Blatt: Höhe 21,5 cm; Breite 50 cm
Schriftspiegel: Höhe 14 cm; Breite 40 cm
Plica: 5,5 cm
Durchmesser Siegel: 4,5, 5,5 und 6,5 cm

ZUSTAND

Sehr guter Zustand. Weitgehend sauber. Nur geringfügig fleckig. Materialbedingt etwas knittrig. An den alten Faltstellen geringfügig berieben. Das mittlere Siegel mit Ausbrüchen im unteren Bereich.

PROVENIENZ

Erworben aus einer alten privaten Autographensammlung eines Freiburger Mediziners, der diese Urkunde in den 1960-iger Jahren erwarb.

KULTURGUT SICHER ERWERBEN

Hiermit bestätigen wir Originalität sowie einwandfreie Herkunft der vorliegenden Handschrift. Das Objekt ist zum Zeitpunkt des Verkaufs frei von Rechten Dritter und wurde am 06.01.2025 mit dem LostArt-Register abgeglichen. Für die Lieferung außerhalb der EU ist eine Ausfuhrgenehmigung der Kulturbehörden erforderlich.

Preis
2.800 €
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Katrin Hofmann
Artikelnummer
T113C
ZEUGNIS DER FINANZPOLITIK DER REICHSSTÄDTE AM VORABEND DER REFORMATION

Augsburg, 11. November 1516

Die Reichsstädte Augsburg, Konstanz, Esslingen, Reutlingen, Überlingen, Landau, Nördlingen, Rothenburg ob der Tauber, Schaffhausen, Memmingen, Rauenburg, Rottweil, Schwäbisch Gmünd, Heilbronn, Bibrach, Dinckelsbühl, Windsheim, Wimpfen, Weissenburg, Weil am Rhein, Pfullendorf, Kaufbeuren, Kempten, Wangen, Leutkirch, Biengen, Aalen, Bopfingen, Buchhoren, Radolfzell und Diessenhofen erlassen der Stadt Schwäbisch Hall Steuern.

 

 

 

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Highlight

Mittelalterliche Bibelhandschrift

Biblia Sacra, Paris, um 1250

Reich illuminierte Handschrift auf Jungfernpergament. Diese Handschrift gehört zu den sogenannten „Perlbibeln“, den kleinsten Vollbibeln überhaupt. Dieser Handschriftentyp wurde im frühen 13. Jahrhundert im Umkreis der Pariser Universität entwickelt, um den neuen Bedürfnissen der sich zu dieser Zeit herausbildenden Metropolen zu entsprechen. Insbesondere die gewachsenen Anforderungen an Mobilität ließen die bis dahin in den Abmessungen eher voluminösen Bibeln auf ein Kleinstformat reduzieren. Sie passte somit unter die Kutten der Mönche, die das Wort Gottes in den Metropolen verbreiteten. Daher wird dieser Bibeltypus auch „Taschenbibel“ genannt.

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