Otto von Passau (um 1310-1386)
Die vierundzwanzig Alten.
Johannes Knobloch, Straßburg, 1508
Extrem seltenes, in deutscher Sprache verfasstes Andachtswerk des Franziskaners Otto von Passau, auch bekannt als „Das Buch vom goldenen Thron“. Dieses Buch war Anfang des 16. Jahrhunderts eines der beliebtesten Bücher. In 24 Kapiteln geben die 24 Ältesten, die sich in der Apokalypse um den Thron des Lammes versammelt haben, dem Leser Ratschläge, wie er schließlich zum „Goldenen Thron“ gelangen kann. Die Schrift stellt eine christliche Lebenslehre in Form einer Sentenzen-Sammlung dar, die Sentenzen von mehr als hundert christlichen und antiken Autoren enthält. Jeder der 24 Alten der biblischen Apokalypse spricht zu je einem Thema, und jede Rede beginnt mit einem Buchstaben in der Abfolge des Alphabets. Die zweite Rede etwa handelt von der Gottessuche und dem Wesen Gottes, die 12. von der Gottesmutter Maria, die 17. vom Gebet. Die Schrift Ottos von Passau wendet sich an Laien, Mönche und Nonnen und geht mit ihren Ausführungen auf alle Bereiche des christlichen Glaubens ein, etwa auf die Stellung des Menschen zu Gott und im Leben, Lebensführung, auf Liebe oder Tod.
Zweispaltige gotische Type mit 47 Zeilen. Ein großer Titelholzschnitt sowie 23 wiederholte Textholzschnitte. Der Titelholzschnitt zeigt die 24 Ältesten, wie sie sich in der Apokalypse um den Thron des Lammes versammelt haben. Diese zeigen jeweils eine bekrönte Jungfrau, die betend vor einem thronenden Alten kniet. Zwei außerordentlich gestaltete Schrotschnitt-Initialen in groteskem Stil.
Satzspiegel: 22 x 15,5 cm; Blattgröße: 28,5 x 20,5 cm.
104 nicht num. Blatt. Absolut vollständig.
Lagenformel: A8; B-R6.
Grauer, mit Papier bezogener Pappeinband des 19. Jahrhunderts. Buchblock und Bindung fest und stabil. Deckel berieben und beschab. Ränder mit Läsuren. Rücken mit Fehlstellung, Bindung jedoch tadellos.
Kleinfolio: 28,8 x 21 x 2 cm.
Sehr guter und genuiner Zustand. Kräftiger und sehr sauberer Druck auf festem Büttenpapier. Durchgehend einige kleine Wurmlöcher, meist in den Außenrändern und nur mit sehr geringem Buchstabenverlust. Auf den letzten Blättern stärkere Wurmgänge mit größerem Buchstabenverlust. Keine Ausrisse, Fehlstellen, Schäden oder Verluste.
Aus der Bibliothek Gerard Jaspers (1932-2020).
Literatur: VD16 O 1442; Adams O417; Proctor 10060.
Bibliotheken: Laut VD16 lediglich 5 Exemplare in Bibliotheken.
Hiermit wird die einwandfreie Herkunft der vorliegenden Postinkunabel bestätigt. Das Werk ist zum Zeitpunkt des Verkaufs frei von Rechten Dritter.
Otto von Passau
Die vierundzwanzig Alten
Johannes Knobloch, Straßburg, 1508
Reich illuminierte Handschrift auf Jungfernpergament. Diese Handschrift gehört zu den sogenannten „Perlbibeln“, den kleinsten Vollbibeln überhaupt. Dieser Handschriftentyp wurde im frühen 13. Jahrhundert im Umkreis der Pariser Universität entwickelt, um den neuen Bedürfnissen der sich zu dieser Zeit herausbildenden Metropolen zu entsprechen. Insbesondere die gewachsenen Anforderungen an Mobilität ließen die bis dahin in den Abmessungen eher voluminösen Bibeln auf ein Kleinstformat reduzieren. Sie passte somit unter die Kutten der Mönche, die das Wort Gottes in den Metropolen verbreiteten. Daher wird dieser Bibeltypus auch „Taschenbibel“ genannt.
Äußerst spannend! Lust auf mehr?