IM INGOLSTÄDTER MEISTEREINBAND VON JERG WIRFFEL

Nider: Praeceptorium, Sorg, Augsburg, 1475

AUTOR

Johannes Nider (1385-1438)

TITEL

Praeceptorium divinae legis.

DRUCKER

Anton Sorg, Augsburg, 24. Mai 1475

BESCHREIBUNG

Früher, seltener und imposanter Augsburger Inkunabeldruck im gotischen Meistereinband. Zweiter Druck aus der Presse von Anton Sorg, gedruckt in seiner frühen großen Texttype, die er bis 1477 verwendete. Das „Praeceptorium“ des Dominikaners Johannes Nider aus Isny, der an den Konzilien zu Konstanz und Basel teilnahm und zeitweilig an der Universität Wien Theologie lehrte, ist eine umfangreiche Erklärung der Zehn Gebote. Auch Themen wie Aberglauben, Nekromantie oder Hexenwesen werden darin behandelt.

AUSSTATTUNG

Einspaltige gotische Type mit 37 Zeilen. Genuiner, unrubrizierter Druck mit leeren Initialspatien.
Satzspiegel: 20 x 14 cm; Blattgröße: 28,5 x 20,5 cm.

KOLLATION

304 nicht num. Blatt. Vollständig. Es fehlt das erste weiße Blatt, im Text vollständiges Exemplar.
Lagenformel: a-b10; c10-1; d-h10; i10-1 k-t10; v8; x-z10; A8; B-G10; H12-1.

EINBAND

Originaler spätgotischer Ingolstädter Meistereinband. Blindgeprägtes, helles Schafsleder über massiven Holzdeckeln. Rechteckig und diagonal verlaufenden Streicheisenlinien. Vorderdeckel mit rhombischen Stempel „Löwe schreitend nach rechts“ (Schunke 104) sowie kleinen Blütenstempeln. Hiernach stammt der Einband aus der Werkstatt des Jerg Wirffel (Kyriss 69) in Ingolstadt. Deckel mit abgeschrägten Kanten. Zwei intakte Schließen, die Schließbügel perfekt erneuert. Gebunden auf drei Doppelbünden. Buchblock unten mit zeitgenössischen handschriftlichen Titeleintrag. Rücken mit mehreren Bibliotheksschildern zwischen 1600 und 1800. Guter Zustand. Rücken alt restauriert und unterledert. Deckel stärker mit inaktiven Wurmlöchern. Vorderes Innengelenk gebrochen und mit Rissen. Dieses alt stabilisiert., Buchblock fest und stabil.
Folio: 30 x 21,5 x 8 cm.

ZUSTAND

Ausgezeichneter Zustand. Sauberes und breitrandiges Exemplar, teilweise mit handschriftlichen Lagenkustoden. Nur partiell etwas fleckig. Die ersten und letzten Lagen etwas wurmstichig. Keine Beschädigungen oder Verluste.

REFERENZEN

Literatur: ISTC in00199000; GW M26907; BSB-Ink N 162; Hain 11789; BMC II, 342; Proctor 1642; Goff N-199; IGI 6892; Oates 910; Polain, Suppl. 4606; Voullaint Bln. 103; nicht bei Pell.

Bibliotheken: ISTC verzeichnet lediglich 58 Exemplare in öffentlichen Einrichtungen weltweit.

PROVENIENZ

Wohl aus dem Passauer Franziskanerkloster, welches im Jahr 1803 im Zuge der Säkularisation aufgelöst wurde. Blatt a1 mit alten Besitzvermerk „Conventus Passauensis …“? Vorderer Spiegel mit dem alten handschriftlichen Vermerk „Duplum“. Erworben aus einer alten süddeutschen Sammlung.

KULTURGUT SICHER ERWERBEN

Hiermit bestätigen wir Originalität sowie einwandfreie Herkunft der vorliegenden Inkunabel. Das Objekt ist zum Zeitpunkt des Verkaufs frei von Rechten Dritter und wurde mit den Verlustdatenbanken abgeglichen. Ferner ist hier eine unbedenkliche Provenienz nachweisbar.

Preis
7.900 €
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Katrin Hofmann
Artikelnummer
T094
Früher Augsburger Sorg-Druck in einem spätgotischen Meistereinband

Originaler Ingolstädter Meistereinband. Blindgeprägtes, helles Schafsleder über massiven Holzdeckeln. Rechteckig und diagonal verlaufenden Streicheisenlinien. Vorderdeckel mit rhombischen Stempel „Löwe schreitend nach rechts“ (Schunke 104) sowie kleinen Blütenstempeln.

Hiernach stammt der Einband aus der Werkstatt des Jerg Wirffel (Kyriss 69) in Ingolstadt. Deckel mit abgeschrägten Kanten. Zwei intakte Schließen, die Schließbügel perfekt erneuert. Gebunden auf drei Doppelbünden.

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Katrin Hofmann
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Highlight

Mittelalterliche Bibelhandschrift

Biblia Sacra, Paris, um 1250

Reich illuminierte Handschrift auf Jungfernpergament. Diese Handschrift gehört zu den sogenannten „Perlbibeln“, den kleinsten Vollbibeln überhaupt. Dieser Handschriftentyp wurde im frühen 13. Jahrhundert im Umkreis der Pariser Universität entwickelt, um den neuen Bedürfnissen der sich zu dieser Zeit herausbildenden Metropolen zu entsprechen. Insbesondere die gewachsenen Anforderungen an Mobilität ließen die bis dahin in den Abmessungen eher voluminösen Bibeln auf ein Kleinstformat reduzieren. Sie passte somit unter die Kutten der Mönche, die das Wort Gottes in den Metropolen verbreiteten. Daher wird dieser Bibeltypus auch „Taschenbibel“ genannt.

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