Horae Beatae Mariae Virginis.
Frankreich, Wohl Ile-de-France, um 1490
Prachtvoll illuminierte lateinische und teils französische Handschrift auf Pergament. Handschrift in brauner und teilweise roter Tinte in 16 Zeilen. Besonders üppig mit bemerkenswert qualitätsvollen Miniaturen illuminertes, sicherlich in der Gegend um Paris entstandenes Livre d’Heures, hauptsächlich in lateinischer Handschrift und mit einigen späteren Zusätzen in Französisch am Schluss.
Das Stundenbuch beginnt wie üblich mit dem Heiligenkalender, je ein Blatt für einen Monat, teils nicht ausgefüllt. Im Kalendarium wird eine Anzahl Heiliger hervorgehoben, die auf eine westfranzösische Provenienz deuten können, wie z. B. Albinus (Angers), Briccius (Tours), Eutropius (Saintes) oder Hilarius (Poitiers), die meisten jedoch haben Bezug auf den norosfranzösischen Raum, darunter Dionysius (Paris), Eligius (Noyon), Germanus (Paris), Ivo (Chartres), Ludwig der Heilige (Paris), Medardus (Noyon und Soissons), Remigius (Reims), Rufinus (Soissons) und Theobald (Provins).
Auf die 12 Blätter Kalendarium folgen die Evangelienstücke und die Gebete „Obsecro te“ (Bl. 17v) und „O intemerata“ (Bl. 21r). Daran schließen sich Fürbittegebete zum heiligen Christophorus (Bl. 24r), zum heiligen Sebastian (Bl. 26r), zur heiligen Barbara (Bl. 27v) und zur heiligen Anna (Bl. 28r). Auf Blatt 29r beginnen die Stundengebete zur Ehren der Jungfrau Maria mit der Matutin, dann den Laudes (Bl. 39v). Diese brechen jedoch mitten auf der Seite (Bl. 47v) ab, ohne Antiphon „Sancti Dei omnes…“ bis inklusive der Oratio „Et pacem tuam…“. Die weiteren Stundengebete zu Ehren der Jungfrau Maria werden übersprungen, die Handschrift fährt dann auf Blatt 48r mit den Stundengebeten zur Verehrung des heiligen Kreuzes fort. Diesen folgen auf Blatt 83r die Bußpsalmen. Auf Blatt 94r hebt die Litanei an, auf Blatt 99r beginnt das Totenofficium. Dieses endet auf Blatt 138r. Abschließend (Bl. 139r bis 140v) einige weitere Gebete. Daran schließt sich von späterer Hand die „L’oreison de sainct augustin“ an sowie die „L’oraison que feit Manasses, luy estant en captiuité en Babi(lon)“ (Bl. 140v bis 146v). Fol. 147 und 148 sind leer geblieben.
Das Stundenbuch ist sehr hübsch einheitlich von einem geschickten, künstlerisch gebildeten Miniaturenmaler illuminiert. Die Randleisten und Bordüren mit Ranken, Blumen und Beeren, darunter Vögel, Schnecke, Fabelwesen, Erdbeeren etc. Eine der größeren Initialen mit reizendem Blumenschmuck. Die vier Evangelisten stellte der Maler jeweils mit ihrem Symboltier als figürliche Initialen dar. Alle vier sind tief in die Lektüre bzw. in das Schreiben der Evangelientexte vertieft. Johannes Evangelista mit Adler, schreibend im Buch, vor Sternenhimmel (BL. 13r), Lukas mit dem Stier, fast vollständig verdeckt hinter einem Lesepult, konzentriert auf die Lektüre (Bl. 14r), Matthäus in Diskussion mit dem geflügelten Menschen über einem Folianten (Bl. 15v) und Markus beim Entziffern eines Manuskripts, das auf ein Dreieckpult gelegt wurde, hinter dem der goldgehöhte Löwe den Betrachter anblickt (Bl. 16v). Initiale mit der anbetenden Madonna (Bl. 17v), Blüten-Initiale auf Goldgrund (Bl. 21r), Barbara mit dem Turm (Bl. 27v) sowie Heilige Anna (Bl. 28r). Sechs große Miniaturen mit prachtvoll illuminierten, goldgehöhten, farbigen, dreiseitigen Bordüren: 1) Heiliger Christophorus (Bl. 24r); 2) Heiliger Sebastian (Bl. 26r); 3) Verkündigung Mariae (Bl. 29r); 4) Kreuzigung Christi (Bl. 48r); 5) König David (Bl. 83r); 6) Memento mori, Darstellung des Todes auf dem Friedhof (Bl. 99r). Sieben große figürliche Initialen, acht Längsrandleisten mit Akanthusblattwerk in Gold und Farben, sechs breiten Bordüren mit Blüten und Früchten, Blättern und Akanthus auf Pinselgoldgrund. Hunderte Initialen und Zeilenfüller in Gold, Blau und Rot.
Abmessungen Schriftspiegel: 105 x 65 mm; Bordüren : 145 x 95 mm; Blattgröße: 165 x 115 mm.
140 nicht num. Blatt; 8 weitere Blatt (5 davon von späterer Hand beschrieben, 3 leer).
Braunroter Samteinband des 18. Jahrhundert mit breiten samtenen Innenkanten, Goldpunktfileten und blauen Moiréseidespiegeln sowie Vorsätzen. Dunkelroter Rücken fachmännisch erneuert. Deckel etwas verblichen und leicht berieben. Goldschnitt etwas angeschmutzt und berieben. Oktav: 17 x 12,5 x 3,5 cm.
Sehr gute Erhaltung mit nur sehr geringen Gebrauchsspuren. Bordüren und Miniaturen an einigen Stellen etwas berieben. Einige Initialen verwischt bzw. ausgewischt.
Hiermit bestätigen wir Originalität sowie einwandfreie Herkunft der vorliegenden Handschrift. Das Objekt ist zum Zeitpunkt des Verkaufs frei von Rechten Dritter und wurde mit dem Lost-Art-Register abgeglichen. Für die Lieferung außerhalb der EU ist eine Ausfuhrgenehmigung der Kulturbehörden erforderlich. Diese wird von uns nach Eingang des Kaufpreises beantragt und dauert ca. 14 Tage. Für die Verbringung in EU-Länder ist aufgrund der festgelegten Wertegrenzen keine Ausfuhrgenehmigung erforderlich.
Frankreich, Wohl Ile-de-France, um 1490
Prachtvoll illuminierte lateinische und teils französische Handschrift auf Pergament. Handschrift in brauner und teilweise roter Tinte in 16 Zeilen. Besonders üppiges, mit überaus qualitätsvollen Miniaturen illuminertes, sicherlich in der Gegend um Paris entstandenes Livre d’Heures, hauptsächlich in lateinischer Handschrift und mit einigen späteren Zusätzen in Französisch am Ende.
Reich illuminierte Handschrift auf Jungfernpergament. Diese Handschrift gehört zu den sogenannten „Perlbibeln“, den kleinsten Vollbibeln überhaupt. Dieser Handschriftentyp wurde im frühen 13. Jahrhundert im Umkreis der Pariser Universität entwickelt, um den neuen Bedürfnissen der sich zu dieser Zeit herausbildenden Metropolen zu entsprechen. Insbesondere die gewachsenen Anforderungen an Mobilität ließen die bis dahin in den Abmessungen eher voluminösen Bibeln auf ein Kleinstformat reduzieren. Sie passte somit unter die Kutten der Mönche, die das Wort Gottes in den Metropolen verbreiteten. Daher wird dieser Bibeltypus auch „Taschenbibel“ genannt.
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