DAS EINZIGE BEKANNTE EXEMPLAR & PRACHTVOLL ILLUMINIERT

Horaz, De arte poetica Ascensius, Lyon, 1511

VERFASSER / HERAUSGEBER

Horatius Flaccus (Horaz)
Badius Jodocus Ascensius (1462-1535)

TITEL

De arte poetica opusculum aureum.
Opusculum aureum cum regulis prosaicis. Et ab Acensio familiariter expositum. et recenter cum regulis syllabimetris euidez de novo additis feliciter incipit.

DRUCKER

Jean de Clauso & Jehan Robion, Lyon & Toulouse, 8. Dezember 1511
Auf dem Titel die Druckermarke von Jehan Robion

BESCHREIBUNG

Unikale Prachtausgabe der bezaubernden antiken Dichtkunst des Horaz in lateinischer Sprache. Zeitgenössisch von Hand illuminiertes, durch Vergoldung zum Leuchten gebrachtes und altkoloriertes Exemplar, was sehr wahrscheinlich dem Autor selbst oder dem Drucker als Belegexemplar diente und der die prachtvolle Illuminierung selbst vornahm oder diese anfertigen ließ. Die kunstvoll gemalten Akanthusbordüren aber vor allem auch die detailverliebten Illustrationen verschiedener Vogelarten reihen sich künstlerisch und inhaltlich hervorragend in das Umfeld der im Werk beschriebenen Poesie ein.

Die in Lyon für Jean de Clauso erschienene und bei Jehan Robion in Toulouse gedruckte Postinkunabel zeigt nicht allein anschaulich den Übergang der Inkunabeldrucke in die Drucke der Frührenaissance, sondern erinnert durch die kunstvollen Illustrationen auch an die Lyoner Buchmalerei des 15. Jahrhunderts.

Allein aus diesem Grund kann man vorliegendes Exemplar als Unikat bezeichnen. Jedoch lässt sich auch kein weiteres Exemplar dieser Ausgabe bibliografisch nachweisen. Der USTC führt diese Ausgabe als nicht physisch existent (https://www.ustc.ac.uk/editions/121385).

Von dem Werk existieren vier weitere Ausgaben, sämtlich in Paris gedruckt, welche allesamt unikal sind:

  1. Josse Bade et Jean Petit, 1508 (ebenso kein Exemplar nachweisbar)
  2. Durand Gerlier, 1508 (ein einziges Exemplar nachweisbar – Houghton Library, Harvard, Cambridge)
  3. Jean Petit, 1510 (Bibliothèque municipale Livrée Ceccano, Avignon) sowie
  4. Jean de Gourmont, 1518 (Bibliothèque Mazarine, Paris)

Auf dem Titelblatt der zeitgenössische handschriftliche Eintrag „Badius (Josse) surnomine Ascensius“. Möglicherweise handelt es sich hierbei um den Besitzeintrag von Ascenisus selbst oder auch um den Eintrag des Lyoner Druckers und Verlegers Jean de Clauso, der mit seiner, mit der Lyoner Buchmalerei noch bestens befähigter Hand, dieses Exemplar im alten Stile illustrierte und mit diesem personifizierten Eintrag versah, welcher für einen normalen Besitzer nicht notwendig gewesen wäre, da der Name des Autors oben im Titel genannt wird.

Badius Jodocus Ascensius, benannt nach seinem Geburtsort Asse in Brabant, war einer der bedeutensten Gelehrten und Buchdrucker seiner Zeit. Er studierte beim italienischen Humanisten Battista Guarino in Ferrara und kam etwa um 1490 nach Lyon und arbeite zunächst als Lehrer für Latein und Griechisch, um sich kurze Zeit später als Korrektor beim dort ansässigen deutschen Buchdrucker Johannes Trechsel zu verdingen. Obwohl Ascensius um 1500 nach Paris übersiedelte und eine eigene Druckerei für wissenschaftliche Werke und Ausgaben antike Klassiker gründete, blieb ein Schwerpunkt seiner Arbeit die Korrektur und die Kommentierung von Werksausgaben. Er übte auf die Entwicklung des französischen Verlagswesens großen Einfluss aus.

AUSSTATTUNG

Einspaltige gotische Type mit variierender Zeilenzahl und Schriftgröße. Reiche Buchmalerei im Stile der Lyoner Buchmalerei des 15. Jahrhunderts. Das Titelblatt mit zwei prächtigen Randbordüren mit Akanthuswerk sowie kolorierter und goldgehöhter Druckermarke. Blatt 1 verso, Blatt 2 recto und verso mit einer kolorierten Initiale mit Randausläufern sowie einer Randbordüre. Blatt 17 mit Zeilenfüllern in Rot, Blau, Weiß und Goldhöhungen. Blatt 18 mit Randbordüre und Pfau. Blatt 19 mit Randbordüre. Blatt 24 und 35 mit Randbordüre und Vogel. Das letzte Blatt am Ende mit finaler Akanthusbordüre.
Abmessungen Blatt: 19,3 x 13,5; Satzspiegel: 15 x 19 cm.

KOLLATION

37 römisch num. Blatt (i-xxxvii); 1 nicht num. Blatt Tabula. Vollständig.

Lagenformel: a-i4; a2

EINBAND

Pergamenteinband des 19. Jahrhunderts. Spiegel mit Marmorpapier bezogen. Deckel etwas sperrig.
Folio: 20 x 14 x 1 cm.

ZUSTAND

Guter Zustand mit Gebrauchsspuren. Sauberes und breitrandiges Exemplar mit nur wenigen Flecken. Partiell in den Rändern und Ecken etwas finger- bzw. stockfleckig. Ab und an kleinere Randläsuren bzw. Randeinrisse.

PROVENIENZ

Bei diesem Exemplar handelt es sich sehr wahrscheinlich um das Belegexemplar des Autors Ascensius oder des Druckers Jehan Robion.
Erworben aus einer belgischen Privatsammlung.

NACHWEIS

Literatur: USTC 121385; Henri-Louis Baudrier and Julian Baudrier, Bibliographie lyonnaise. Recherches sur les imprimeurs libraires, relieurs et fondeurs de lettres de Lyon au XVIe siècle (Lyon: Louis Brun, 1895-1921) Reference: X, 414

Bibliotheken: Kein einziges bekanntes Exemplar dieses Druckes weltweit.

KULTURGUT SICHER ERWERBEN

Hiermit wird die einwandfreie Herkunft der vorliegenden Postinkunabel bestätigt. Das Werk ist zum Zeitpunkt des Verkaufs frei von Rechten Dritter.

Preis
14.500 €
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Tilo Hofmann
Artikelnummer
S875
Dichtkunst und Buchkunst im Einklang:
Unikales Exemplar der „Arte poetica“ von Horaz

Jean de Clauso & Jehan Robion
Lyon & Toulouse, 8. Dezember 1511

Unikale Prachtausgabe der bezaubernden antiken Dichtkunst des Horaz in lateinischer Sprache.

Zeitgenössisch von Hand illuminiertes, durch Vergoldung zum Leuchten gebrachtes und altkoloriertes Exemplar, was sehr wahrscheinlich dem Autor selbst oder dem Drucker als Belegexemplar diente und der die prachtvolle Illuminierung selbst vornahm oder diese anfertigen ließ.

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Tilo Hofmann
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Highlight

Mittelalterliche Bibelhandschrift

Biblia Sacra, Paris, um 1250

Reich illuminierte Handschrift auf Jungfernpergament. Diese Handschrift gehört zu den sogenannten „Perlbibeln“, den kleinsten Vollbibeln überhaupt. Dieser Handschriftentyp wurde im frühen 13. Jahrhundert im Umkreis der Pariser Universität entwickelt, um den neuen Bedürfnissen der sich zu dieser Zeit herausbildenden Metropolen zu entsprechen. Insbesondere die gewachsenen Anforderungen an Mobilität ließen die bis dahin in den Abmessungen eher voluminösen Bibeln auf ein Kleinstformat reduzieren. Sie passte somit unter die Kutten der Mönche, die das Wort Gottes in den Metropolen verbreiteten. Daher wird dieser Bibeltypus auch „Taschenbibel“ genannt.

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