König Ruprecht III. (1352-1410)
Gebotsbrief von König Ruprecht an die Stadt Halle zur Abtretung von Steuern.
Amberg, 09. Mai 1402
„Geben zu Amberg uff den nehsten dinstag vor dem heiligen pfingsttage in dem Jahre als man zalte nach Cristi gepurte viertzehenhundert vnd zwey Jahre vnsers Richs“
Bisher in den Regesten nicht verzeichneter Gebotsbrief von König Ruprecht an den Bürgermeister, den Rat und die Bürger der Stadt Halle. Frühes Zeugnis, welches Einblicke in die Finanzverwaltung, respektive Steuereintreibung und Schuldenumlagerung im Heiligen Römischen Reich, aus der Zeit um 1400 bietet.
Achtzeilige Kanzleihandschrift auf Pergament. Gesiegelt ist der Brief mit dem königlichen Siegel, welches Ruprecht auf dem Thron sitzend zeigt, neben ihm das Wappen mit dem Reichsadler. Recto gezeichnet „Otto de Lapide“, verso „R. Bertholdus Durlach“.
Der König gebietet im vorliegenden Schreiben der Stadt Halle, die ausstehenden und ihm geschuldeten Steuern seinem Sohn, dem Pfalzgrafen Ludwig III. (1378-1436), auch Ludwig der Bärtige genannt, auszuzahlen. Ludwig war nach dem Tod Ruprechts bis zu seinem Tode Kurfürst von der Pfalz. 1397 und 1401 starben seine älteren Brüder Ruprecht Pipan und Friedrich, so dass Ludwig als drittältester Sohn nachrückte. Bereits während der Herrschaft seines Vaters als deutscher König amtierte er 1401-1402 als Reichsvikar, als sich der Vater auf einem Italienzug befand.
Interessant erscheint, dass König Ruprecht in diesem Brief über Ludwig als „vnserm lieben vettern vnd fursten“ spricht, denn eigentlich war dieser ja sein Sohn.
Ruprecht (1352 in Amberg – 1410 auf Burg Landskron) war von 1398 bis 1410 als Ruprecht III. Pfalzgraf bei Rhein und von 1400 bis 1410 römisch-deutscher König im Heiligen Römischen Reich. Er entstammte der Dynastie der Wittelsbacher. Während seiner Regentschaft war das römisch-deutsche Königtum in eine schwere Krise geraten. Nachdem im Jahr 1400 der zunehmend unbeliebte König Wenzel (Sohn und Nachfolger von Kaiser Karl IV.) abgesetzt wurde, wurde Ruprecht zum König gewählt wurde, obwohl Wenzel seinen Anspruch nicht aufgab. Ruprechts zehnjähriges Königtum war durch schwache Führung und permanente Geldnot geprägt. Auch die Kriegszüge endeten im Fiasko. Ruprecht blieb ohne Kaiserkrone. Das Defizit seines Königtums versuchte er durch repräsentative Symbolik wie Grablege, Königssiegel oder eigene Münzprägungen auszugleichen. Mit der Heiliggeistkirche in Heidelberg schuf sich Ruprecht einen standesgemäßen Begräbnis- und Erinnerungsort, der den Wittelsbachern am Rhein bis in das 17. Jhd. als Grablege diente.
Im frühen 14. Jhd. verfügte der römisch-deutsche König noch jährlich über Reichseinkünfte von 100.000 Gulden. Als Kurfürst gehörte Ruprecht noch zu den reichsten Fürsten. Als König konnte er jedoch aus dem zusammengeschrumpften Reichsgut nur noch ca. 17.500 Gulden erwarten. Nach den Berechnungen Peter Moraws nahm er in seiner Regentschaft wohl insgesamt eine halbe Million Gulden an Krediten auf, um die Haushaltslöcher zu stopfen. 1402/05 musst Ruprecht gar sein Erbland besteuern, um die Schulden aus dem erfolglosen Italienfeldzug begleichen zu können. Gemäß seinem Versprechen gegenüber den rheinischen Kurfürsten musste er 1401 dann auch noch die Zölle abschaffen. Durch den königlichen Judenschutz, den er sich bezahlen ließ, hatte er eine der letzten wichtigen Einnahmequellen. Alle Juden hatten die Kopfsteuer über zwölf Jahre zu entrichten.
„Wir Ruprecht von gots gnaden Romischer Kunig zu allen zyten merer des Richs Enbieten den Burgermeistern Rat vnd burgern gemeinlich vnser vnd des Richs stat Halle vnser gnade vnd allez gut Lieben gedrewen vmbe soliche gewonliche sture so ir vns vnd dem Riche ierlich pflichtig sint zu geben vnd vallende ist vff sant martins tag des heiligen Bischoffs da heisßen vnd enp[h]elen wir euch ernstlich daz ir dieselb[e]n sture die ir vns von des Richs wegen uff diesen nechsten zukunfftigen sand martins tag verfall[e]n werdent richtent vnd gebent dem hochgepornen Ludwigen pfaltzgrauen by Rine vnd hertzog in Beyern vnserm lieben vettern vnd fursten vnd wann ir daz getan habent so sagen wir [e]uch derselben sture von demselb[e]n zukunfftigen sand martins tag von vnsern vnd des Richs wegin mit diesem brieff quit vnd loys Orkunde disßs brieues v[er]sigelt mit vnß kuniglich maiestat Ingesigel Geb[e]n zu Amberg uff den nehsten dinstag vor dem heiligen pfingsttage in dem Jahre als man zalte nach Cristi gepurte viertzehenhundert vnd zwey Jahre vnsers Richs in dem and[er]n Jahre.“
gezeichnet: Pdnm Epm Spnen cancell, Otto de lapide
verso: R. Bertholdus Durlach.König Ruprecht beuilcht [befiehlt] denen von Hall die 600 [Pfund] Richssteuer Pfalzgraff Ludwig zu erlegen, Anno 1402.
Blatt: Höhe 14,5 cm; Breite 33 cm
Schriftspiegel: Höhe 4 cm; Breite 23 cm
Plica: 6,5 cm
Durchmesser Königssiegel: 10,5 cm
Sehr guter Zustand. Weitgehend sauber und breitrandig. Materialbedingt etwas knittrig. An den alten Faltstellen geringfügig berieben. Siegel altrepariert und ausgebessert.
Peter Moraw, Deutsches Königtum und bürgerliche Geldwirtschaft um 1400. In: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 55, 1968 S. 289-328, hier: S. 325 (online); Mathias Kluge: Verschuldete Könige. Geld, Politik und die Kammer des Reiches im 15. Jahrhundert. Wiesbaden 2021, S. 39.
Thorsten Huthwelker: Tod und Grablege der Pfalzgrafen bei Rhein im Spätmittelalter (1327–1508). Heidelberg 2009, S. 90.
Erworben aus einer alten privaten Autographensammlung eines Freiburger Mediziners, der diese Urkunde in den 1960-iger Jahren erwarb.
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König Ruprecht III.
Abtretung der Steuern der Stadt Halle an Pfalzgraf Ludwig III.
„Wir Ruprecht von gots gnaden Romischer Kunig zu allen zyten merer des Richs Enbieten den Burgermeistern Rat vnd burgern gemeinlich vnser vnd des Richs stat Halle vnser gnade vnd allez gut Lieben gedrewen vmbe soliche gewonliche sture so ir vns vnd dem Riche ierlich pflichtig sint zu geben vnd vallende ist vff sant martins tag des heiligen Bischoffs da heisßen vnd enp[h]elen wir euch ernstlich daz ir dieselb[e]n sture die ir vns von des Richs wegen uff diesen nechsten zukunfftigen sand martins tag verfall[e]n werdent richtent vnd gebent dem hochgepornen Ludwigen pfaltzgrauen by Rine vnd hertzog in Beyern vnserm lieben vettern vnd fursten vnd wann ir daz getan habent so sagen wir [e]uch derselben sture von demselb[e]n zukunfftigen sand martins tag von vnsern vnd des Richs wegin mit diesem brieff quit vnd loys Orkunde disßs brieues v[er]sigelt mit vnß kuniglich maiestat Ingesigel Geb[e]n zu Amberg uff den nehsten dinstag vor dem heiligen pfingsttage in dem Jahre als man zalte nach Cristi gepurte viertzehenhundert vnd zwey Jahre vnsers Richs in dem and[er]n Jahre.“
Reich illuminierte Handschrift auf Jungfernpergament. Diese Handschrift gehört zu den sogenannten „Perlbibeln“, den kleinsten Vollbibeln überhaupt. Dieser Handschriftentyp wurde im frühen 13. Jahrhundert im Umkreis der Pariser Universität entwickelt, um den neuen Bedürfnissen der sich zu dieser Zeit herausbildenden Metropolen zu entsprechen. Insbesondere die gewachsenen Anforderungen an Mobilität ließen die bis dahin in den Abmessungen eher voluminösen Bibeln auf ein Kleinstformat reduzieren. Sie passte somit unter die Kutten der Mönche, die das Wort Gottes in den Metropolen verbreiteten. Daher wird dieser Bibeltypus auch „Taschenbibel“ genannt.
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