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INKUNABEL EVANGELISCHER KIRCHENMUSIK

Das erste reformatorische Kirchengesangsbuch in Württemberg

AUTOR

Georg Gruppenbach (?-1610)

TITEL

Groß Kirchen-Gesang-Buch. Darinn außerlesen, reine, geistliche Lieder.

DRUCKER

Georg Gruppenbach, Tübingen, 1595/96

BESCHREIBUNG

Außerordentlich seltenes Exemplar, dieses ersten Württemberger Gesangsbuches. VD16 listet lediglich zwei weitere Exemplare, welche beide unvollständig sind.

Georg Gruppenbach druckte mit diesem Werk das erste Württembergische Kirchen-Gesangbuch mit 108 Liedern für die evangelische Kirche Württembergs, die seit der Reformation kein eigenes Gesangbuch besessen hatte und bis dahin ersatzweise das Straßburger Gesangbuch verwendete.

Vorliegende Liturgie umfasst 108 Lieder und Psalme, u.a.:

„Geistliche Lieder auff die Fest und Feiertäg“, „Geistliche Gesäng, darinn der Catechismus erclärt würdt“, „Psalmen Davids“, „Geistliche Lob, Lehr, und Betgesäng“, „Christliche Gesäng zum Begräbnus“ und „Die Teutsche Litania“.

Hier angebunden sind drei Blatt mit einer dem Druck nachempfundenen handschriftlichen Liturgie „Ein schön Lob gesang“ und dem „Agnus DEI teutsch“.

Martin Luther und seine Bundgenossen hatten die klassische Messe der katholischen Kirche abgeschafft. Insofern war eine Reformation bei den Kirchenliturgien besonders schwierig, denn man konnte die Kirchenliturgie, ebenso wie die Bibel nicht neu erfinden, sondern musste diese künstlerisch, als auch in den Texten sorgfältig und gefühlvoll anpassen. Luther entdeckte seit 1523 zwar die Kraft des Liedes und der Musik, er war jedoch weder Liedermacher, noch Komponist und zu seinen Lebzeiten hinkte daher die Reformierung der Kirchenmusik gegenüber anderen Feldern der Reformation weit zurück. Allein Johannes Spangenberg (1484-1550) und der Torgauer Kantor Johann Walther (1496-1570) arbeiteten angestrengt an der Zusammenfassung evangelisch modifizierter Kirchenliturgien, welche jedoch erst ab 1545, ein Jahr vor Luthers Ableben, in einigen, allesamt sehr selten noch erhaltenen Druckwerken herausgegeben wurden. In Württemberg galt das vorliegende Werk als das erste evangelische Gesangsbuch.

AUSSTATTUNG

Texte in einspaltiger gotischer Type. Aufwändiger Schwarz-/Rot-Druck. Etliche gr0ße Holzschnitt-Initialen in Rot. Die Liturgien im topographischen Notendruck mit roten Linien und schwarzer Hufnagelnotation. Am Ende eine große Druckermarke von Gruppenbach.

Der hier im Druck nicht vorhandene Titel ist auf zeitgenössischem und passendem Papier kunstvoll handgezeichnet. Text in Schwarz und Rot mit breitrandiger, figürlicher Grisaille-Bordüre mit Darstellungen von Geschichten aus dem Alten Testament, Putten, Rocaillen und dem Wappen der Herzöge von Württemberg. Der fein gezeichnete Titel ist dem Original nachempfunden und auf das Jahr 1596 datiert.

Abmessungen Blatt: 37,5 x 23,5 cm; Satzspiegel: 33 x 13 cm.

KOLLATION

4 nicht num. Blatt; 223 Blatt mit 445 röm. num. Seiten (I-CCCCXLV); 2 nicht num. Blatt. Danach dann vier Blatt mit handschriftlichen Liturgien, das letzte weiß. Zwischen Blatt Ff6 und Gg1 sowie Gg1 und Gg2 sind jeweils Blätter mit handschriftlichen Ergänzungen zusätzlich eingebunden. Bis auf den zeitgenössisch handschriftlich verfassten Titel vollständig.

Lagenzählung; *4; A-Z6; Aa-Nn6; Oo4.

EINBAND

Originaler Schweinsleder-Einband der Zeit aus einer Württemberger Meisterwerkstatt. Blindgeprägtes Schweinsleder über massiven Holzdeckeln. Deckel mit rechteckig verlaufenden Streicheisenlinien. Von außen nach innen zweiornamentale Stempelrollen, eine Gelehrtenrolle. Mittelkasten vorn mit prachtvoller, von uns nicht identifizierbarer Platte mit Kreuzigungsszene, hinten mit Württembergischen Wappen, eingebettet in fein gearbeiteter Kartuschen-Ornamentik. Zwei intakte, ziselierte Messingschließen. Gebunden auf fünf echten Bünden. Einige Blattweiseraus Pergament.

Guter bis sehr guter Zustand. Deckel leicht fleckig und berieben. Kanten und Ecken leicht bestossen. Im Bugbereich mit einigen Wurmlöchern. Buchblock und Bindung fest und stabil. Rücken oben mit altem Inventarschild.

Folio: 40 x 27,5 x 7 cm.

ZUSTAND

Für ein häufig gebrauchtes liturgisches Buch ungewöhnlich guter Zustand mit Alters- und Gebrauchsspuren. Überwiegend sauberer und breitrandiger Druck. Ränder partiell fleckig, die untere Ecke durchweg fingerfleckig. Außenränder ab und an mit geringfügigen Läsuren und einigen größeren Einrissen. Fuß-Steg partiell etwas wasserfleckig. Zwei Blätter mit Verstärkungen im unteren Bug. Seite LXXXV und LXXXVII mit größeren Fehlstellen ohne Textverlust. Einige handschriftliche Ergänzungen der Notation.

PROVENIENZ

Alte Sächsische Privatsammlung.

NACHWEIS

Literatur: VD16 ZV 23229 ; Rößler, M. Württembergische Gesangbuch – In: Blätter für württembergische Kirchengeschichte 85 (1985), S. 78.

Bibliotheken: VD16 listet lediglich zwei Exemplare in der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz aus der Sammlung Stolberg, beide unvollständig.

KULTURGUT SICHER ERWERBEN

Hiermit wird die einwandfreie Herkunft des vorliegenden Buchers bestätigt. Das Werk ist zum Zeitpunkt des Verkaufs frei von Rechten Dritter.

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Tilo Hofmann
Artikelnummer
S949
Das erste reformatorische Kirchengesangsbuch in Württemberg

Georg Gruppenbach

Groß Kirchen-Gesang-Buch. Darinn außerlesen, reine, geistliche Lieder.

Georg Gruppenbach, Tübingen, 1595/96

Außerordentlich seltenes Exemplar, dieses ersten Württemberger Gesangsbuches. VD16 listet lediglich zwei weitere Exemplare, welche beide unvollständig sind.

Georg Gruppenbach druckte mit diesem Werk das erste Württembergische Kirchen-Gesangbuch mit 108 Liedern für die evangelische Kirche Württembergs, die seit der Reformation kein eigenes Gesangbuch besessen hatte und bis dahin ersatzweise das Straßburger Gesangbuch verwendete.

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Highlight

Mittelalterliche Bibelhandschrift

Biblia Sacra, Paris, um 1250

Reich illuminierte Handschrift auf Jungfernpergament. Diese Handschrift gehört zu den sogenannten „Perlbibeln“, den kleinsten Vollbibeln überhaupt. Dieser Handschriftentyp wurde im frühen 13. Jahrhundert im Umkreis der Pariser Universität entwickelt, um den neuen Bedürfnissen der sich zu dieser Zeit herausbildenden Metropolen zu entsprechen. Insbesondere die gewachsenen Anforderungen an Mobilität ließen die bis dahin in den Abmessungen eher voluminösen Bibeln auf ein Kleinstformat reduzieren. Sie passte somit unter die Kutten der Mönche, die das Wort Gottes in den Metropolen verbreiteten. Daher wird dieser Bibeltypus auch „Taschenbibel“ genannt.

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