"OB EINEM MANN SEI ZU NEHMEN EIN EHLICH WEIB ODER NICHT"

Das Ehebüchlein von Eyb Zainer Augsburg AD 1473

AUTOR

Albrecht von Eyb (1420-1475)

TITEL

Ehebüchlein.
Ob einem manne sey zunemen ein eelichs weyb oder nicht.

DRUCK

Günther Zainer, Augsburg, um 1473

BESCHREIBUNG

Überaus früher und außerordentlich seltener Druck des berühmten Ehebüchleins in deutscher Sprache, verfasst von Albrecht von Eyb. Insgesamt die dritte Ausgabe dieses revolutionären Werkes über die Ehe und die Familie. Eybs Ehebüchlein löste nach Erscheinen eine Diskussion um die Misogamie (Ehehass bzw. Frauen von Männern entgegengebrachte Verachtung) aus.

Hochinteressante und frühe Abhandlung über verschiedene Aspekte der Ehe, dem Rat der Stadt Nürnberg gewidmet, welche auf den lateinischen Vorarbeiten des Autors aufbaut. Der Verfasser befürwortet die Ehe aus moralischen Gründen. Zu seiner Argumentation gehören Novellen des Giovanni Boccaccio, die er aus dem Italienischen übersetzt hat. Das Buch war so erfolgreich, dass es bis zum Ende des 15. Jahrhunderts nicht weniger als neun Druckausgaben erfahren hat.

Da die hier vorliegende Ausgabe des Ehebüchleins in mehreren Fällen mit Meister Ingolds „Goldenem Spiel“ (Günther Zainer, 1. August 1472; GW M12087) und Jacobus de Theramos „Belial“ (Günther Zainer, 26. Juni 1472; GW M11082) im Sammelband gebunden existiert, ist es anzunehmen, dass das Druckjahr dieser hier vorliegenden Zainer-Ausgabe von Eybs Ehebüchlein, ebenfalls noch dem Jahr 1472, spätestens jedoch Anfang 1473 zuzuschreiben ist.

Eines von nur zwei bekannten Exemplaren der Druckvariante ohne die linksseitige Holzschnittbordüre auf dem zweiten Blatt.

Das hier vorliegende Ehebüchlein ist ein klassisches Beispiel für die Ablösung handschriftlicher Überlieferungen durch den ab 1460 aufkommenden Buchdruck. Der Handschriften-Census verzeichnet insgesamt neun Codices mit dem Text, davon sechs in Deutschland. Die Zahl der erhaltenen Frühdrucke des Ehebüchleins bis ins Jahr 1500 ist rund zehnmal so hoch. Wurden bisher geschriebene Texte gedruckt, wurde nun umgekehrt der gedruckte Text handschriftlich abgeschrieben (Beispiele: MRFH (Marburger Repertorium zur Übersetzungsliteratur im deutschen Frühhumanismus, 10590; BSB München, Cgm 311; Cod. VI Fc 26, Roudnice, CZ, Lobkowitzsche Bibliothek, MRFH 10870).

Der GW verzeichnet weltweit lediglich 20 Exemplare und Fragmente dieser Ausgabe. Zuerst erschien Eybs Ehebüchlein 1472 bei Koberger und kurz danach, ebenfalls 1472, bei Creussner in Nürnberg. Weitere Ausgaben folgten dann in den Jahren 1474 (Bämler, Augsburg) sowie 1475 (Mancz, Blaubeuren). Bis weit in das 16. Jahrhundert hinein erfuhr dieses Werk eine breite Beachtung wurde daher immer wieder aufgelegt.

Albrecht von Eyb war Jurist und frühhumanistischer deutscher Schriftsteller und Übersetzer. Er studierte Theologie und Jura in Erfurt und war ab 1444 Domherr in Eichstätt, ab 1452 in Bamberg und ab 1462 in Würzburg. Bedeutend waren seine Übersetzungen von Novellen des Giovanni Boccaccio und von Komödien des antiken Lustspieldichters Plautus. Ab 1472 erschienen im Druck unter dem Titel Margarita poetica ein vermutlich noch 1459 in Italien abgeschlossenes Florilegium aus antiken und Renaissance-Schriften sowie sein mehrfach aufgelegtes Ehebüchlein: Letzteres führte zu kontroversen Diskussionen unter den Gelehrten über die Misogamie.

AUSSTATTUNG

Einspaltige gotische Type in 32-35 Zeilen. 17 drei- bis sechszeilige handgemalte Initialen in Rot.

Blattformat: 28,7 x 19,5 cm; Satzspiegel: 20 x 12 cm.

KOLLATION

60 (statt 61) nicht num. Blatt. Das fehlende Blatt 57 (f7) in Faksimile auf altem Papier eingelegt.

Lagenformel: a-e10; f11.

EINBAND

Im Stile der Zeit gefertigter, blindgeprägter Kalbsledereinband des 20. Jahrhunderts. Guter Zustand. Im passenden Schuber gelagert.

Folio: 29,3 x 20,5 x 1,5 cm
Schuber: 30 x 21,5 x 2,8 cm

ZUSTAND

Guter Zustand. Sauberer und äußerst breitrandiger Druck. Kräftiger Druck auf festem Büttenpapier. Durchgehend gleichmäßig leicht gebräunt und in den Rändern partiell fleckig und angeschmutzt. Die letzten Blätter mit winziger Wurmspur im unteren Rand. Auf dem ersten Blatt alte handschriftliche Eintragungen in blauer Tinte. Zwei Blätter mit alten Tintenproben.

PROVENIENZ

–  Swann Galleries, New York, Dezember 1983, Lot 140
–  Antiquariat Dr. Jörn Günther, Katalog 7, 2002, Nr. 10

REFERENZEN

Literatur:
ISTC ie00181000; GW 09522; BSB-Ink E-148; BMC II, 320; Hain 6827; 6830; Goff E-181; Proctor 1562; Pellechet 4709A; Klebs 385.3; Borm 989; Deckert 298; Gamper 104; Günther 171; Schlechter-Ries 31.
Müller, Albrecht von Eybe’s Ehestandsbüchlein, Sondershausen 1879.

Bibliotheken:
Außerordentlich seltenes Werk. Im ISTC sind weltweit lediglich 19 Exemplare, größtenteils teils nur Fragmente in Bibliotheken nachweisbar. Kein Exemplar in Frankreich und nur ein einziges in den USA (Bethesda MD, National Library of Medicine).

Handel: Kein Exemplar im Jahrbuch der Auktionspreise, in Max Sander, Inkunabelpreise. Nach 1945 nur ein weiteres Exemplar (mit Holzschnittranke) versteigert bei Christie´s NY, 29.10. 1992, Lot 15 17.000 US$ Zuschlag), später bei Jürgen Dinter, Katalog 7, Nr. 45, 1994/95 (48.000 DM).

KULTURGUT SICHER ERWERBEN

Hiermit wird die einwandfreie Herkunft der vorliegenden Inkunabel. Diese ist zum Zeitpunkt des Verkaufs frei von Rechten Dritter und wurde mit der Lost-Art-Datenbank abgeglichen. Für die Lieferung außerhalb der EU ist eine Ausfuhrgenehmigung der Kulturbehörden erforderlich.

Preis
24.000 €
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Tilo Hofmann
Artikelnummer
S944
Das erste in Deutscher Sprache verfasste Buch über Vorteile und Nachteile der Ehe

Überaus früher und außerordentlich seltener Druck des berühmten Ehebüchleins in deutscher Sprache, verfasst von Albrecht von Eyb. Insgesamt die dritte Ausgabe dieses revolutionären Werkes über die Ehe und die Familie. Eybs Ehebüchlein löste nach Erscheinen eine Diskussion um die Misogamie (Ehehass bzw. Frauen von Männern entgegengebrachte Verachtung) aus.

Hochinteressante und frühe Abhandlung über verschiedene Aspekte der Ehe, dem Rat der Stadt Nürnberg gewidmet, welche auf den lateinischen Vorarbeiten des Autors aufbaut. Der Verfasser befürwortet die Ehe aus moralischen Gründen. Zu seiner Argumentation gehören Novellen des Giovanni Boccaccio, die er aus dem Italienischen übersetzt hat. Das Buch war so erfolgreich, dass es bis zum Ende des 15. Jahrhunderts nicht weniger als neun Druckausgaben erfahren hat.

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Tilo Hofmann
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Highlight

Mittelalterliche Bibelhandschrift

Biblia Sacra, Paris, um 1250

Reich illuminierte Handschrift auf Jungfernpergament. Diese Handschrift gehört zu den sogenannten „Perlbibeln“, den kleinsten Vollbibeln überhaupt. Dieser Handschriftentyp wurde im frühen 13. Jahrhundert im Umkreis der Pariser Universität entwickelt, um den neuen Bedürfnissen der sich zu dieser Zeit herausbildenden Metropolen zu entsprechen. Insbesondere die gewachsenen Anforderungen an Mobilität ließen die bis dahin in den Abmessungen eher voluminösen Bibeln auf ein Kleinstformat reduzieren. Sie passte somit unter die Kutten der Mönche, die das Wort Gottes in den Metropolen verbreiteten. Daher wird dieser Bibeltypus auch „Taschenbibel“ genannt.

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