MINIATURMALEREI AUS EINER MITTELALTERLICHEN BIBEL-HANDSCHRIFT

Biblia, Thronender David, Paris, um 1290

OBJEKT

Doppelblatt einer Handschrift auf Jungfern-Pergament

TITEL

Biblia Latina mit Darstellung des thronenden David

ENTSTEHUNG

Frankreich, Paris, um 1290

BESCHREIBUNG

Prachtvoll illuminiertes Handschriften-Doppelblatt aus einer Biblia Latina auf hauchdünnem Pergament; sogenanntem Jungfern-Pergament.

Die einleitende Miniatur des beginnenden Psalters zeigt den thronenden David in einer Initiale „O“ auf Goldgrund mit Eiweißpunktierung im Rund, der in den vorherrschenden Farben Blau und Rot dominiert. Von der Initiale ausgehend erstreckt sich ein breiter Randstab ebenso in Blau, Mauve und Eiweiß, dessen Endstück ein florales Ornament in den Farben Rot, Mauve und Grün bildet.

Das Doppelblatt enthält mittig und in den Rändern Randstäbe mit Fleuronnéedekor ausgehend von den zahlreichen Kapitel-Initialen in Blau und Rot sowie auch ganze Textpassagen in Rot.
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Die vorliegende Handschrift konnte aufgrund ihres handlichen Formates auf Reisen in der Tasche mit sich geführt werden. Paris galt als Ausgangspunkt derartiger „Reisebibeln“. Die Bibeln wurden dort von professionellen Schreibern und Illuminatoren hergestellt, oft in arbeitsteiligen Verfahren, was die sichere Zuweisung an einzelne Ateliers meist erschwert. Diese Art von Bibeln stellt eine eigene Epoche der Buchgeschichte dar, welche durchaus in ihrer Bedeutung mit der Erfindung des Buchdruckes durch Gutenberg verglichen werden kann. Gerade die Bettelorden und die Studenten benötigten Handschriften und verfügten weder über die Zeit und Muße noch die Infrastruktur eines monastischen Skriptoriums. Daher entstand schnell ein Markt für neue und gebrauchte Handschriften. Die Pariser Bibeln und Perlbibeln waren ein Markenzeichen, denn hier konnten sich die Käufer darauf verlassen, dass der Text vollständig und den Normen entsprechend enthalten war. Ihr spezifisches Erscheinungsbild mit dünnem Pergament, kleinem Format und ihr charakteristisches Layout wurden später in England (Cambridge, Oxford) wie Italien (Bologna) nachgeahmt und fanden auch bei der Entstehung des Buchdruckes Berücksichtigung. Im Zuge des 13. Jahrhunderts wurde ihr Format immer stärker verringert, so dass schließlich mit den so genannten „Taschenbibeln“ um die Mitte des 13. Jahrhunderts die optimale Form erreicht wurde. Bemerkenswert ist das hauchdünne Pergament, welches hier Verwendung fand und meist von ungeborenen oder neugeborenen Lämmchen stammte und damit als ein äußerst kostbares Material einzuschätzen gilt.

AUSSTATTUNG

Zweispaltige, filigrane gotische Schrift in 61 Zeilen, geschrieben in brauner Tinte in lateinischer Sprache. Große figürliche Anfangs-Initiale mit der Darstellung Davids, 13 Kapitel-Initialen in blauer und roter Tinte mit Fleuronnées und Randstäben. Einige Textpassagen und Rubrizierungen in Rot.

ABMESSUNGEN

Blatt: 20,4 x 14,2 cm; Doppelblatt: 28,4 x 20,4 cm; Schriftspiegel: 14,5 x 10 cm
In Passepartout: 32 x 24 cm.

ZUSTAND

Sehr gute Erhaltung für das hohe Alter von über 700 Jahren. Gleichmäßig pergamentbedingt leicht gebräunt und kaum fleckig. Die Miniatur in sehr guter Qualität und nur minimalst berieben.

KULTURGUT SICHER ERWERBEN

Hiermit wird die einwandfreie Herkunft des vorliegenden Blattes bestätigt. Dieses ist zum Zeitpunkt des Verkaufs frei von Rechten Dritter.

Preis
1.800 €
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Katrin Hofmann
Artikelnummer
S977
Miniatur aus einer Biblia Latina mit Darstellung des thronenden David

Frankreich, Paris, um 1290

Umfangreiche Handschriften vor 1300 sind heute so gut wie nicht mehr zu finden. Zu gering war bis zu diesem Zeitpunkt die Bedeutung und Verbreitung des geschriebenen Wortes. Das frühe 13. Jahrhundert brachte viele Veränderungen für das mittelalterliche Europa. So entstanden in dieser Zeit viele gotische Kathedralen (z.B. in Chartres, Rheims und Canterbury) und somit klerikale Großzentren. Eine Konsequenz dessen war die Gründung von Orden wandernder Prediger (Franziskaner, 1209 oder Dominikaner, 1220). Diese zogen von Ort zu Ort, lasen und predigten die Bibel und verbreiteten so die Lehre des Klerus. In dieser Zeit entstanden ebenso viele Universitäten, das „Wissen“ zog in die Städte ein und war nun nicht mehr nur auf Klöster begrenzt. Somit gewannen auch die Handschriften bzw. handgeschriebenen Bücher an Bedeutung und die Verbreitung dieser begann.

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Highlight

Mittelalterliche Bibelhandschrift

Biblia Sacra, Paris, um 1250

Reich illuminierte Handschrift auf Jungfernpergament. Diese Handschrift gehört zu den sogenannten „Perlbibeln“, den kleinsten Vollbibeln überhaupt. Dieser Handschriftentyp wurde im frühen 13. Jahrhundert im Umkreis der Pariser Universität entwickelt, um den neuen Bedürfnissen der sich zu dieser Zeit herausbildenden Metropolen zu entsprechen. Insbesondere die gewachsenen Anforderungen an Mobilität ließen die bis dahin in den Abmessungen eher voluminösen Bibeln auf ein Kleinstformat reduzieren. Sie passte somit unter die Kutten der Mönche, die das Wort Gottes in den Metropolen verbreiteten. Daher wird dieser Bibeltypus auch „Taschenbibel“ genannt.

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